Mutzenmandeln – ein Versuch in drei Akten

Ein Freund erwähnte neulich Mutzenmandeln. Er wünsche sich solche vom Weihnachtsmarkt im Süden mitgebracht zu bekommen. Damit setzte er mir einen ordentlichen Floh ins Ohr.

Während meiner Kindheit und Jugend im Niedersächsischen gab es oft Mutzenmandeln in der Heimatstadt, zu Stadtfesten, dem Weihnachtsmarkt oder einfach nur so. Ich hab immer die Konditorei Rupprecht (gibt es leider nicht mehr) an der Ecke in der Fußgängerzone vor Augen, wenn ich an Mutzenmandeln denke, sei es nun mit dem mobilen Stand vor dem Haus oder Bleche mit dem Gebäck im Laden.

Da ich hier im Norden noch nie ordentliche Mutzenmandeln, wenn überhaupt bekommen habe, war mein erster Gedanke, die könne man bestimmt auch selber machen. Also warf ich die Suchmaschine meines Vertrauens an, um nach Rezepten zu suchen. Dabei lernte ich, daß Mutzen und Mutzenmandeln nicht das Gleiche sind. Weiterhin gibt es Rezepte mit und ohne Mandeln, mit Rum, mit Vanille, mit Marzipan, mit Zimt oder ohne, auf Hefeteigbasis oder als Mürbeteig. Welches das richtige sei, erschloß sich mir nicht. Die Sucherei führte mich dann zu einem Rezept, welches klang als könne es so schmecken wie die Erinnerung. Also suchte ich weiter nach der richtigen Ausstechform, denn Mutzenmandeln müssen die richtige Form haben und dazu braucht man den richtigen Ausstecher.

Ich bestellte einen und da ich ja ein wenig ungeduldig bin rief ich in der Zwischenzeit die Läden meines Vertrauens an um das Förmchen noch schneller zu bekommen. Aber entweder kannte/führte man diese Ausstecher nicht, oder nicht zu dieser Zeit (November). Mein letzter Anruf ging an Gebr. Jürgens im Mittelweg (man beachte bitte auch deren Shop-Site, allein schon wegen des Namens). Dort wußte man weder, was ich genau meine, noch hatte man es da. Ich war frustriert und fand mich fast damit ab, doch auf meine Onlinelieferung warten zu müssen. Fünf Minuten nach meine Anruf klingelte mein Telefon und man meldete sich mit den Worten, ob ich die Frau sei, die die Mutzenmandelform haben wolle, sie hätten natürlich welche da. Im Nullkommanix warf ich meine nachmittäglichen Pläne um und führ zu Gebr. Jürgens, wo ich mit den Worten „Ach sie sind die Mutzenmandeln“ begrüßt wurde. Man präsentierte mir den Ausstecher in Kunsstoff oder Metall und ich entschied mich für Ersteren, da dieser auch ein Rezept auf der Verpackung hatte.

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Auf dem Rückweg holte ich noch schnell die restlichen Zutaten und Frittierfett. Wieder daheim probierte ich zunächst das Rezept, welches ich im Netz gefunden hatte aus. Teig bereitet und mit der schicken neuen Form ausgestochen. Soweit klappte das alles schon ganz gut.

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Nun also die Angst vor heißem Fett überwinden. Glücklicherweise besitzen wir seit unserem Truthahnessen ein Bratentermomether, welches auch für heiße Flüssigkeiten geeignet ist. Also alle Kinder raus aus der Küche und das Fett in der richtigen temperatur geschmolzen.

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Ich erinnerte mich, daß bei dem Bäcker immer die frischen Mutzenmandeln sofort auf einem großen Blech in Unmengen Puderzucker gewälzt wurden. Darum belegte ich ein Blech mit Packpapier, kippte ordentlich Puderzucker drauf und warf jede Portion Mutzenmandeln die ich aus dem Fett hob, dort hinein.

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Sah schon recht gut aus, schmeckte aber nur so lala gut. Das war das erste Rezept, das ich im Netz gefunden hatte. Ich nahm mir vor, demnächst mal das von der Förmchenpackung auszuprobieren.

Während meiner Rezeptsuche im Netz hatte ich ein besonderes Augenmerk darauf, ein Rezept zu finden, das eindeutig aussagte, daß es in meiner Heimat verwendet wird. Da ich nicht fündig wurde, aber wenn ich etwas will, recht hartnäckig sein kann, schrieb ich den Innungsmeister der heimatlichen Bäckerei-Innung an. Ich fragte ob er mir sagen könne, welche der verschiedenen zu findenen Variationen wohl dem Geschmack meiner Kindheit entsprechen könne. Da ich aber noch keine Antwort erhalten hatte, ging es gleich am nächsten Tag mit dem Verpackungsrezept weiter.

Kurz gesagt es wurde ein Disaster, das Fett wurde zu heiß, wurde schaumig und braun, der Teig ging im Fett so gar nicht auf und das geschmackliche Ergebnis war eher unterirdisch. Ich war recht enttäuscht und dachte schon daran, das Experiment Mutzenmandeln aufzugeben.

Am darauffolgenden Morgen bekam ich eine Email. Genau die, auf die ich gewartet hatte. Der Innungsmeister meldete sich. Er gab mir nicht nur Hinweise zur Zubereitung, sondern schickte mir gleich das Rezept mit, welches seine Bäckerei, die Altstadtbäckerei Richter, verwendet. Ich war glücklich und neu motiviert und wagte einen letzten Versuch.

Viel zu sagen gibt es nicht mehr, das Rezept entspricht zwar nicht ganz meiner Erinnerung aus Kinder-/Jugendtagen, kommt dem aber schon recht nahe. Lecker wurde das Gebäck mit dem Rezept auf alle Fälle und ich werde es bestimmt bald wieder einmal machen.

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4 Antworten zu “Mutzenmandeln – ein Versuch in drei Akten

  1. Hallo,

    mit Interesse habe ich die Geschichte zur Suche nach dem richtigen Rezept gelesen. Leider vermisse ich den Höhepunkt der Geschichte, das Rezept 🙂 Kannst du das veröffentlichen/per Mail verschicken? Richter stellt ja anscheinend schon eine ganze Weile keine Mutzenmandeln mehr her.

    Viele Grüße,
    Mutzer

  2. Jetzt hab‘ ich mich durch drei Akte gekämpft… bin in der Pause *nicht* gegangen… das Wasser läuft mir schon im Munde zusammen… es ist 15:42 Uhr… um 16 Uhr ist Besuch angesagt… und dann gibt es kein Rezept.

  3. Hallo,

    kannst du das Rezept hier veröffentlichen? Leider gibt es bei Richter schon eine Weile keine Mutzenmandeln mehr zu kaufen.

    Viele Grüße,
    Mutzenfan

  4. Servus, lb. Mutzenmandelfan,
    hab letzte Woche bei meiner Mama (inzischen 89 Jahre alt) die Mutzenmandelform gefunden, wie ich auf der Suche war nach einer
    passenden Form zum Töpfern. Wollte für Dachziegel eine Ausstechform
    finden und da kam mir diese Form genau recht. Das Vogelhäusl ist superschön geworden. Und nebenbei hab ich immer an die in unserer
    Familie sehr beliebten Mutzenmandel gedacht, die bei uns in Zimtzucker
    gewälzt wurden. Den GEschmack verbinde ich eigentlich immer mit
    Fasching, da wurden diese regelmäßig Kiloweise von unserer Mama
    gemacht und jeder liebte sie !!! Das Rezept hätte ich auch !!!
    Lb. Grüße aus Oberbayern

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