Archiv der Kategorie: Die Anderen da draußen

Was wollt ihr denn?

Ich bin ein Kind der Siebziger und trotzdem hat meine Mutter mich nie in die typische Frauenrolle erzogen. Ihr war wichtig, dass ich nicht nur mit Puppen spiele und Kleider durfte ich aus praktischen Gründen eher selten tragen. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass ich gerne und wild draußen unterwegs war und Bekleidung nicht selten Löcher und Flecken bekam. Wenn mein Bruder von Aufgaben ausgenommen war, dann eher weil er jünger und gesundheitlich beeinträchtigt war. Auch mein Vater war moderner als Väter zu der Zeit üblicherweise waren, baute Sache mit mir, nahm mich mit zu Dienstfahrten und zu kulturellen Ausflügen. Nach der Trennung meiner Eltern rutschte ich zwar ein wenig in die Rolle der alleinerziehenden Tochter, aber ich war immer überzeugt, dass ich als Frau alles das machen kann was Männer auch können.

Nach dem Abitur lernte ich ein sogenanntes Männerhandwerk, biss mich durch die Lehre, die oft geprägt war durch ein sehr traditionelles männliches Umfeld und bestand die Gesellenprüfung.

Da mir die Lehre zeigte, dass ich auf dem ausgebildeten Beruf kein Studium aufbauen wollte, suchte ich etwas, dass mir und meinen Fähigkeiten besser lag. Ich kam durch eine sehr gute Studienberatung und darauf aufbauende Recherche dazu Rechtswissenschaften zu studieren.

Ich habe mich noch nie so angekommen gefühlt wie zu Beginn des Studiums. Die Materie machte mir Spaß, ich fand das spannend. Bin immer noch fasziniert von der Feinheit vieler deutscher Gesetze, was wie unter welchen Bedingungen geregelt ist und was man damit alles erreichen kann. Wie vieles ineinander zahnt. Welche Gedanken sich gemacht wurden, um keine Regelungslücken entstehen zu lassen.

Meine Leistungen waren durchwachsen, aber nicht schlecht. Ich war neben dem Studium auch immer mit Leben beschäftigt. Nicht übermäßig ehrgeizig, aber engagiert. Am Liebsten schrieb ich Hausarbeiten. Mich in eine Materie reinversenken, tiefer bohren, recherchieren – das ist genau meins. Klausuren litten immer mehr unter meiner Prüfungsangst.

Gegen Ende des Studiums kam es zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die auch meine Leistung beeinflussten. Trotzdem habe ich weitergemacht. Pausieren war undenkbar. Eine im Nachhinein nicht so kluge Entscheidung, denn das Examen blieb im Ergebnis damit hinter meinen Möglichkeiten zurück.

Nach dem Examen kam das Referendariat, in welchem ich kurz vor den Klausuren durch die Ankündigung des ungeplanten Wunschkindes überrascht wurde. Und in meiner festen Überzeugung, dass es alles geht und ich mich nicht zwischen Kind und Karriere entscheiden muss, nur weil ich eine Frau bin, durfte das Kind wachsen und ich schrieb mit ihr im Bauch die Klausuren. Wegen des Mutterschutzes, eines Umzuges, familiären Verpflichtungen sowie nicht vorhandener Kinderbetreuung verschob sich die abschliessende mündliche Prüfung um einige Zeit. Schlußendlich bereitete ich sie mit zwei Kindern an der Seite vor und bestand sie. Trotz allem wollte ich immer noch als Juristin arbeiten. Wieso sollten mich zwei Kinder auch davon abhalten?

Nach dem zweiten Examen begann ich, mich zu bewerben. Ich Nachhinein gesehen nicht optimal, aber you live and learn. Ich meldete mich zu einem Fachanwaltslehrgang an und bestand diesen gut, trotz zweier kleiner Kinder. Ich bewarb mich weiter und war weiterhin nicht erfolgreich. Wie ich erst vor Kurzem realisierte, fiel das alles in die Zeit der Wirtschaftskrise, was meine Rahmenbedingungen zusätzlich verschlechterte. Ich bekam aber auch einmal klar gesagt, dass ich wegen der Kinder nicht eingestellt werde.

So ging das eine ganze Zeit weiter, Bewerbung, Absage und von vorne. Ich sah nicht ein, den Wunsch einer großen Familie zu opfern, und so bekam ich zwischen den Bewerbungen noch zwei Kinder. Letztendlich fand ich eine Anstellung, für die ich wissentlich überqualifiziert bin, aber deren Prämisse mir den Eindruck gab, diese als Einstieg und Trittstein nutzen können. Da sich dieses nach einiger Zeit aus diversen Gründen nicht erfüllte, suchte ich Lösungen. Eine davon war die Weiterqualifizierung. Was mich dazu brachte, mich an der Wunschuni für ein LL.M Programm zu bewerben. Eine Sache die ich schon sehr sehr lange machen wollte.

Ich wurde genommen und begann ich nochmal mit Studieren, dieses Mal an einer globalen Top Universität (UC Berkeley) mit sehr guten Ergebnissen. Dreiviertel absolvierte ich online neben der Arbeit und der Familie und ein Viertel vor Ort in den USA.

Motiviert von der dortigen Karriereberatung und meinen Ergebnissen bewarb ich mich erneut. Mit besseren Anschreiben und Resultaten. Zu einer neuen Anstellung kam es bisher aber nicht. Teilweise wird mir gesagt, dass die mittelprächtigen deutschen Examen nicht ausreichend sein. Wenn ich meinen sehr guten US Abschluss dagegen halte, der zeigt, dass ich eine gute Juristin bin, dann ist das egal. Es ist der Situation auch nicht förderlich, dass zusammen mit meinem Erhalt des US Diplomas die Corona Pandemie begann.

Jetzt steht der nächste runde Geburtstag vor der Tür und ich schwanke zwischen der Panik, dass eine Frau in dem Alter mit wenig Erfahrung nicht mehr eingestellt wird und der Wut auf die Personalverantwortlichen.

Ich weiß, dass ich ein Studienfach gewählt habe, in dem noch oft konservative Strukturen herrschen, aber ich dachte heutzutage sind wir weiter. Es ist so frustrierend, wenn man den Aufwand betreibt, den Arbeitgeber anhand der Außendarstellung kennen zu lernen und ein passendes Anschreiben zu formulieren, um dann eine geringschätzende unpersönliche, teilweise schon zynische Absage zu erhalten.

Es kann doch nicht sein, dass eine Juristin, die Kinder hat, die nicht den schnurgeraden Weg gefolgt ist, die qualifiziert, zäh, zielstrebig, motiviert und organisiert genug ist, alles unter einen Hut zu bekommen, als wertlos zur Mitarbeit angesehen wird.

Ist Rechtswissenschaft ein Berufsfeld in dem man als Frau nur eingestellt wird, wenn man mit Prädikat seine Wertigkeit schriftlich belegen kann, ungebunden genug ist um kein Gegenargument zu geben, wenn 60+ Wochenstunden erwartet werden? Fließend mindestens drei Fremdsprachen spricht und Ende Zwanzig mindestens einen Auslandsaufenthalt und drei Fachanwaltstitel vorweisen kann? Der Anteil an Prädikatsexamen in dieser Branche ist übrigens ist nicht so hoch, es gibt einen großen Prozentsatz an Absolventen ohne. Auch diese Menschen wollen und müssen arbeiten. Abgesehen davon, dass die Examensnote ein Indikator, aber keine Aussage über die Qualität eines Juristen oder einer Juristin trifft.

Geben all die anderen Juristinnen mit Kindern, die nach deren ersten Jahren zurück in den Beruf, wollen einfach auf? Ist es so ungewöhnlich mit 40+ arbeiten zu wollen, obwohl man Kinder und einen Versorger hat? Ist finanzielle Unabhängigkeit in einer Beziehung nicht vorgesehen?

Hallo, ich habe nicht studiert, hart gearbeitet, alles jongliert um ausschließlich meine Kinder zu versorgen! Ich habe das Studienfach nicht gewählt, weil man das so macht, um eine gute Partie zu finden, sondern weil es mich interessiert und immer noch meine Leidenschaft ist. Sorry, not sorry, dass mir das Leben auf dem gerade Weg ein paar Abzweigungen mitgegeben hat. Genau diese Erfahrungen machen mich wertvoll, auch wenn sie nicht in Schema F passen. Aber da hin zu schauen, scheint zu viel verlangt zu sein.

Was soll ich meinen drei Töchtern (und auch dem Sohn) mit auf den Weg geben? Ihr könnt alles erreichen, aber ihr müßt euch als Frau entscheiden für das Leben, Kinder oder Karriere. Ihr dürft nicht Mittelmaß sein, sonst wird es schwer?

Es heißt immer, wenn man eine Situation unbefriedigend findet, solle man sie ändern. Ich habe vieles in meiner Macht stehende getan, um voran zu kommen, es scheint aber nicht zu reichen. Vielleicht ist es nicht mehr an mir zu ändern, sondern auf der anderen Seite.

Ich bleibe wütend und ratlos zurück und frage mich, was wollt ihr?

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Na wie ist es denn so?

Das ist die Frage die ich in letzter Zeit am meisten höre. Sowohl im Familien- und Freundeskreis, aber auch im erweiterten Kreis meiner Blase im Netz hat man regen Anteil daran genommen, dass ich nach all den Jahren eine Anstellung gefunden habe. Und meistens antworte ich mit den Worten, dass es ungewohnt, aber gut ist und ich oft müde bin.

Also müde eher nicht bei der Arbeit, aber danach. Wer den Biorhythmus einer Nachteule hat, der stellt sich nicht in drei Wochen um und ist morgens eine fröhliche Lerche. Aber ich stelle mir den Wecker so, dass ich wenigstens ein wenig Ruhe am Morgen habe um meinen Kreislauf in Schwung zu bekommen. Arbeiten gehen ist dann aufregend genug um mich in den Stunden wach und aufmerksam zu halten auch wenn es ab und an kleine Schwächen in der Formnote gibt.

Inhaltlich ist es so wie erwartet, Sekretariat mit juristischen Ausschlägen. Die Sekretariatsarbeit ist nicht so schwer, aber doch viel Formkram den man sich merken muss und wo es mir wirklich unangenehm ist, wenn ich ein zweites oder drittes mal nachfragen muß wie es denn nun geht. Man nehme nur so eine Telefonanlage, eigentlich keine Raketenwissenschaft, aber sich am Telefon richtig zu melden, dann Rückfrage zu halten, ohne große Zwischenfälle zu verbinden ohne den Anrufenden aus der Leitung zu schmeissen sind für das weiche Muttihirn teilweise mit einer gewissen Herausforderung verbunden. Am Besten steht dann noch der Chef hinter oder um einen rum, dann geht gar nix mehr. Gut Gelassenheit ist eine Eigenschaft für das nächste Leben. Ich zweifele dann ja schon an mir, genauso, wenn ich mir nicht merken kann, wer denn nun den Schriftsatz in welcher Ausführung mit welchem Stempel und welchen Anlagen bekommt. Aber man kann sich ja alles mal aufschreiben und Übung macht den Meister, andere schaffen das ja auch im Halbschlaf rückwärts mit geschlossenen Augen. So viel Kapazität sollte ich mir dann schon zutrauen.

Was mich mehr anfrisst ist, dass ich doch feststelle, dass eine großer Teil des juristischen Präsenzwissens ganz tief nach unten in die Hirnwindungen gesackt ist. Und dann rutscht mir auch noch ein Quatsch raus und die Selbstzweifel triumphieren mal wieder. Aber paah, davon lasse ich mich nicht unterkriegen. Erstens kann ich lesen und habe auch spezifische Lektüre da und zweitens habe ich oft genug erlebt, dass gewisse Dinge oft unvermittelt wieder präsent sind. In diesem Studium wird einem ja einiges so oft eingebläut, dass man es gar nicht dauerhaft vergessen kann. Abgesehen davon, welcher Jurist hat, außer ganz frisch aus dem Examen, abgesehen von der Materie mit der er ständig zu tun, wirklich große Teile des Erlernten abrufbar?

Aber unter dem Strich ist alles fein. Die Kollegen sind nett, gut was sie denken weiss ich natürlich nicht, aber sie sind nett zu mir. Freundlich und hilfsbereit, es scheint ein gutes Arbeitsklima zu herrschen, soweit ich das nach kurzer Zeit beurteilen kann. Das ist viel wert und macht einem das Eingewöhnen in die Arbeit und ein neues Umfeld leicht(er).

Komisch ist es damit zurecht zu kommen, sich seine Zeit nicht mehr ganz frei einteilen zu können und wenn meine Stunden um sind folgt gleich der „Familienjob“. Ich jongliere noch damit mir Freiräume zu schaffen. Die Zeit sinnvoll einzuteilen, dass ausser Beruf und Haushalt auch Freizeit bleibt. Da ich noch nicht volle Tage arbeite ist das eigentlich machbar, aber momentan schlafe ich nachmittags oft ein (Ein Hoch auf größere Kinder, die dann die kleineren beaufsichtigen) und danach bleibt nicht mehr so viel Zeit. Am Wochenende muss dann aufgeholt werden, was nun liegen bleibt, da ich vormittags dafür keine Zeit mehr habe. Aber das wird sich alles einspielen.

So sieht das auch nach gut 3 Wochen in Lohn und Brot, es gab auch schon den Tag an dem ich mir am liebsten morgens die Decke wieder über den Kopf gezogen hätte und dachte mich sollen alle in Ruhe lassen, aber das gehört halt dazu und im Büro war es dann wieder gut. Mit der Routine wird sich alles einspielen, (noch) bin ich da optimistisch 🙂

Urlaub fast geplatzt – Breizh15 – Teil 2

Auto jagen also. Und nicht nur das. Fast gleichzeitig mit meiner Äußerung quasi sofort weg fahren zu wollen begann der Mann mit der Suche nach einem geeigneten Mietwagen. (Er hatte vor Wochen schonmal vorausschauend einen für August reserviert, aber das war mir angesichts der Kita-Schließzeit zu spät) Es ist ja nicht so, dass wir die durchschnittliche Familie mit zwei Kindern darstellen. Nee wir müssen ja unbedingt vier Kinder, einen Hund und den Anspruch haben, dass wir genug Gepäckplatz bekommen und keins der Kinder halb im Kofferraum sitzt. War mit drei Kindern für kürzere Strecken der Touran und für längere der Sharan noch machbar, so sieht das inzwischen anders aus. Durch das Baby sind wir nun endgültig in der Bus-Klasse gelandet. Normale Siebensitzer reichen wegen mangelndem Platz einfach nicht mehr aus. Muss man für einen Sharan inzwischen schon eine gute Woche vor Bedarf einen solchen reservieren, scheint das kurzfristig Anmieten (besonders zur Urlaubszeit) eines 7-9 Sitzers unmöglich. Wir riefen alle bekannten und weniger bekannten Autovermieter an. Ich wand mich an zwei Reisebüros, der Mann stellte unzählige Anfragen online. Fast immer bekamen wir zu hören, nee so kurzfristig nicht. Im besseren Fall war wenigstens eine Reservierung auf Anfrage möglich. Sonntag nachmittag trudelten dann nach und nach die Absagen auf die auf Anfrage reservierten Autos ein. Die eine Möglichkeit des Reisebüros war unverhältnismäßig teuer, so daß wir diese ausschlossen. Wir fragten weiter an, recherchierten alle Vermieter diesseits des Urals und hofften weiter.

Sonntag Abend wurde mir bewusst, dass das Baby gar keinen Ausweis hat. Also schnappte ich mir Montag Morgen K3 (Kita zu, wir erinnern uns), und K4 und nahm zur Verstärkung K1 ein mit. Erste Station ein biometrisches Babyfoto erstellen. Klappte ganz gut. Ebenfalls Sonntag fiel mir ein, dass der Hund ja einen Impfpass braucht. Erstaunlicherweise fand ich den fix und fand heraus, dass er für Frankreich eine Tollwutimpfung braucht, die nicht länger als so und so zurück liegen darf. Natürlich lag die eingetragene Impfung länger zurück. Es gibt aber die Ausnahme, dass es einen Impfstoff gibt, der als drei Jahre wirksam anerkannt wird. Wir hatten zwar mit diesem Impfstoff impfen lassen, aber aufgrund des jungen Alters des Hundes hatte der Tierarzt eine Impfnotwendigkeit von nach einem Jahr eingetragen. Also mit der Praxis hin- und her telefoniert. Dann kam die erlösende Nachricht, dass man das im Impfpass umtragen kann und so war dieses Problem auch gelöst. Wieso dass jetzt direkt nach den Passfotos steht? Weil der Tierarzt genau nebenan ist, aaaber ich hatte dem Mann den Impfpass mitgegeben, damit er sich darum kümmert. So konnte ich nach den Passfotos nicht mal eben in die Praxis gehen. Wir sind ja sowas von organisiert.

Also fuhr ich mit den drei Töchtern, mutig wie ich bin, ohne Termin zum Einwohnermeldeamt um den Pass für K4 zu besorgen. Passfoto, Ausweise der Eltern und die Einverständniserklärung des Mannes im Gepäck. Neuerdings werden die Wartemarken direkt am Tresen verteilt, aber nur wenn man sein Anliegen erklärt hat. Man fragte also die erforderlichen Unterlagen ab, ob ich sie dabei hätte. Ja, ja, ja, Geburtsurkunde?? Ich erklärte der Dame am Tresen dass davon nichts im Internet auf der Behördenseite stand und dass das Kind ja genau eben in diesem Amt angemeldet worden sei und man die Daten ja wohl im System hätte. Bingo, sie fand K4 und gab mir die Wartemarke. Was für ein Glück, nach gut 30min kamen wir dran. Die freundliche Sachbearbeiterin fragte nachdem ich alle Papiere und das Foto vorgelegt hatte ebenfalls nach der Urkunde. Ich antwortete wie oben. Worauf sie mich fast mitleidig anschaute und sagte, sie könne da aber nichts machen, sie bräuche eine. Ich schaute sie fassungslos an und dann auf die Uhr. Meine Problematik mit übermorgen in den Urlaub hatte ich ihr schon erklärt. Ich sagte ich würde jetzt ins Standesamt flitzen was ja im gleichen Gebäude sei und dann wiederkommen. Dies alles klärte ich btw. während K4 meinte, genau in dem Moment in dem ich dran war Hunger haben zu müssen, stillend. Ich rupfte das Baby von der Brust, schmiss es in den Kinderwagen und rannte mir K3 an der Hand aus dem Gebäude zum anderen Eingang, bellte der Dame am Infotresen nur entgegen wie ich zum Standesamt komme und hörte ein, die sind doch jetzt alle weg, haben sie keinen Termin? Dann wies sie mir den Weg und K3 und ich stürmten weiter. Es war 12.15, das Amt hat nur bis 12 auf. Im Keller angekommen trabten wir einen Flur lang, ich drückte alle Türklinken, alle, aber auch alle Türen zu. Nächster Flur, das gleiche Spiel. Ich war kurz vorm Verzweifeln, dann sah ich das Schild zu dem Flur in dem die Geburtsanmeldungen statt finden. Wagen halbe Strecke stehen gelassen, da auch eine Tür nach der anderen verschlossen, aber ein Paar mit Baby stand da noch und zeigte auf Nachfrage auf die allerletzte Tür in dem Gang, da sei noch jemand. Ich da hin, K3 auch irgendwo stehen gelassen und sah wie die Mitarbeiterin am Einpacken war. Ich hechelte irgendwas von, ich bräuchte jetzt eine Geburtsurkunde und Urlaub und Ausweis. Es war soweit verständlich, dass sie meinte, ich drucke ihnen das mal noch fix aus. Juhu. Also Kinderwagen, K3 und die Urkunde im Schlepptau rannte ich zurück zur Meldebehörde, K1 sass dort brav wartend. Die Sachbearbeiterin dort hatte mir versprochen, dass ich sofort dran käme wenn ich zurück sei. Ich also erfolgreich zurück, aber die Sachbearbeiterin weg. Leicht panisch nochmal lange warten zu müssen fragte ich die Kollegin des Nachbartisches wo diese denn hin sei und hörte nur, dass sie gleich zurück sei. Sie kam dann auch 10 min später zurück, erinnerte sich an mich, nahm mich sofort dran und wir hatten, JUHU, ein gültiges Ausweispapier für K4.

Wir verließen das Amt und ich sah weitere vom Mann an mich weiter geleitete Absagen von Autovermietern. Er hatte zwar am Morgen ein Auto in Berlin aufgetan, aber ich war wenig begeistert, dass er am folgenden Tag noch die Fahrt nach Berlin und zurück absolvieren wollte. Hinzukam, dass der Wagen dort nicht wirklich günstig war. Ich schrieb dem Mann von der erfolgreichen Passbesorgung und ging mit den Töchtern erstmal zu Sbux, stillen, Kaffee, kurze Pause. Der Mann rief an und berichtete von weiteren Absagen. Ich sah unseren Urlaub schon schwinden und rief danach einige große Autovermieter nochmal an. Ich hatte die vage Hoffnung, irgendjemand hätte eventuell einen Wagen unserer Größe kurzfristig abgesagt. Außerdem erweiterte ich den Suchradius nach Norderstedt, Kiel, Bremen, Lüneburg und nochmal Berlin. Absage über Absage, der eine Mitarbeiter der zurückrufen wollte hat bis heute nicht angerufen. Der Mann wurde langsam panisch und wollte das Auto in Berlin fest zusagen, ich war dagegen wollte noch den Rückruf abwarten und nochwas probieren.

Telefonierend brachen wir auf und fuhren in die Innenstadt um weitere Dinge zu besorgen und erledigen. Also voll im Vorbereitungs- und Einkaufsmodus ohne zu wissen ob das mit dem Auto klappt. Wir kauften dies und das ein, hetzten von A nach B und es kamen weitere Autoabsagen vom Mann rein. Er erwähnte dabei, dass er es inzwischen bei der Vermietung von VW und Mercedes probiert habe, da er aber in Meetings war das nicht weiter verfolgen konnte. Ich kaufte derweil ein neues Telefon und stellte auch noch unseren Vertrag um, da wenn schon Stress, dann bitte richtig. Mir war am Wochenende aufgefallen, dass unser Telefon defekt war. Also stand ich um 17 Uhr im Telekom-Laden und telefonierte mit irgendwelchen Charterways Fillialen in Kiel, Bad Oldesloe oder sowas. Die wiederum verwiesen mich an Hannover, da die die größte Filliale hätten, denn sie seien auch ausgebucht. In Hannover war dann die Zuständige im Kundengespräch und man versprach mir den Rückruf. Wir waren zwischendrin endlich aus dem Telekom-Laden raus und wollten in de Bus nach Hause. Lasst es so 17.30 gewesen sein. Der Mann rief erneut an, am Rande der Kurzschlußhandlung und meinte er würde den Berlinern jetzt zusagen. Ich flehte ihn an den Rückruf aus Hannover abzuwarten. Beim Einsteigen in den Bus stellte ich fest, dass mein Handy fast leer war, gut organisiert wie ich bin, hatte ich das nachts nicht aufgeladen … Also nochmal in Hannover angerufen und nachgefragt, Zuständige immer noch am Platz. Handy angeschaut, zack war es bei 1 %. Während der Fahrt Richtung Wohnung schaute ich immer wieder auf mein Telefon ob denn inzwischen die Tante angerufen hätte/anruft, nix. Dann zum Umsteigen ausgestiegen und grad in dem Moment muss sie angerufen haben. Der Versuch mit meinem Handy zurück zu rufen scheiterte, nach dem Wählen ging es sofort aus. Hurra. Also mit dem Telefon von K1 versucht zurück zu rufen, keiner ging ran. Es war nun 17.50 und um 18 Uhr sollte sie Feierabend haben. Endlich erreichte ich sie und erfuhr, dass auch in Hannover bei Charterways nichts mehr zu holen sei. Völlig frustriert fragte ich sie ob sie noch eine Idee habe. Ganz selbstverständlich sagte sie, klar, die und die haben noch so Autos …
Waaaaa? Ich mit Wagen und müder K3 unter Assistenz von K1 inzwischen im Anschlußbus rief dort an und meine aufgeregte Anfrage nach dem Auto wurde nur mit einem „ja klar“ beantwortet. Ich habe noch dreimal nachgefragt und die Modalitäten mit der Vermietung geklärt, es gäbe keine Bestätigungsemail, der Mann solle einfach am nächsten Tag vormittags vorbei kommen. Ja sie hätte meinen Namen notiert, nein das Auto wäre tatsächlich da. Ich konnte es kaum glauben. Telefonierend war ich aus dem Bus gestiegen und rief dann kurz darauf den Mann mit den freudigen Nachrichten an. Der war genau so ungläubig und rief bevor er am nächsten Morgen losfuhr um 7.00 gleich bei der Vermietung an und versicherte sich, dass er nicht umsonst los fahren würde. Ehrlich, die in Hannover dort müssen uns für komplett bekloppt halten. Aber egal, Dienstag mittag stand der Mann mit dem Auto vor der Tür. Montag Abend hatte ich (ich hatte um Verlängerung bis Abends wegen der Zusage gebeten) die Wohnung zugesagt und wir würden tatsächlich Mittwoch losfahren. Aber wir wären nicht wir, wenn es nicht so so einiges zu erledigen gehabt hätte bis wir endgültig Richtung Frankreich gehen sollte. Davon später mehr.

Mein erstes Ostpaket

Als Kind verschickte meine Großmutter regelmäßig Pakete in den Osten. Ich hab nur dunkle Erinnerungen daran, aber ich weiß, daß immer Jacobs Krönung drin war und Schokolade. Ich weiß nicht ob es einer der Empfänger war oder ein anderer Kontakt, aber ich bekam über diese Oma zur Konfirmation Briefpapier einer der damals Beschenkten. Ein richtiges Ostpaket war das natürlich nicht.

Gestern hatten wir lieben Besuch aus der Hauptstadt. Und weil das so nette Menschen sind, brachten sie ein Gastgeschenk mit. Blumen fanden sie aber zu langweilig und so kam es, daß wir gestern unser erstes Ostpaket bekommen haben, damit wir die guten Produkte endlich mal schätzen lernen. 🙂

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Ich muß aber zu unserer Ehrenrettung sagen, daß wir gar keine solchen Banausen sind. Als ehemaliges Zonenrandgebietskind, kam ich schon kurz nach der Wende in den Genuß diverser Produkte. Bautzener Senf (den haben wir heute noch immer hier), Hallorenkugeln und Orwo Filme. Spreewaldgurken gabs hier genau wie diese Knusperflocken auch schon.

Nichtsdestotrotz haben wir uns sehr sehr gefreut. Nicht nur über den Inhalt, sondern auch die kreative Umverpackung und natürlich die Idee. Vielen lieben Dank nochmal lieber Hauptstadtbesuch, Parallelhaushalt.

Bowers & Wilkins Kundenservice, einfach nur toll.

Im Juni 2012 bekam der Mann ein Paar Kopfhörer (P3) von B&W im Rahmen einer Blogaktion zugeschickt. Ich nahm diese an mich und schrieb einen Produkttest und seit dem sind die guten Teile in meinem Besitz. Irgendwann im letzten Jahr stellte ich fest, daß das Kabel defekt war und rief dort an um nachzufragen, wo ich einen Ersatz bekommen könnte. Bei Kopfhörern in dieser Preisklasse repariert man, bevor man ersetzt. Die netten Menschen bei Bowers & Wilkins waren so freundlich, mir ein Kabel kostenlos zukommen zu lassen und ich konnte wieder unbeschwert lauschen. Vor kurzem nun fing es an, daß die eine Ohrmuschel immer wieder aus der Verankerung fiel und ich sie ums Verrecken nicht wieder befestigt bekam. Nach ein zwei Wochen war mir das zu doof und ich rief erneut bei B & W an, um nachzufragen, wie und wo ich eine Reparatur veranlassen könnte, da ich keinen Kaufbeleg (s.o.) besitze. Der sehr freundliche Mitarbeiter am Telefon fragte, von wann die Kopfhörer seien, ließ sich erklären, wie ich zu diesen gekommen war und bot mir dann an, daß ich sie an deren hauseigenen Service schicke, damit man sich das einmal ansehen kann. Er entschuldigte sich dafür, daß ich die Portokosten zu tragen habe, auch wenn die eventuelle Reparatur auf deren Kosten gehen sollte. Ich fand das absolut angemessen und toll und schickte meine P3 ein.

Heute dann kam mit der Paketpost ein Päckchen, in dem ich ein Paar niegelnagelneue Kopfhörer fand. Wie toll ist das denn? (Ja der Mann würde sagen, daß koste die nur ein müdes Arschrunzeln, aber ich sehe das anders.) NIemand weiß wie es zu dem Schaden kam, ich habe die Kopfhörer ursprünglich im Rahmen einer Marketingaktion (also eigentlich der Gatte) bekommen, und die Garantie von einem Jahr war auch schon vorbei. Trotzdem schickte man mir als Ersatz, kostenfrei, auf Kulanz ein neues Paar. Ich finde das phänomenal. Vielen lieben Dank Bowers & Wilkins!

Und genau so ein Kundenservice macht, daß ich im Zweifel bei der Anschaffung eines neuen Produktes als erstes an solch eine Firma denke.

Die Mutti-sierung

Es liegt in der Natur der Dinge, daß man mit dem ersten Kind einen Kulturschock erlebt, der das bisherige Leben komplett auf den Kopf stellt. Alles ist neu, alles ist anders. Man ist so überwältigt, daß man komplett aufgeht in der Rolle des absoluten Versorgens. Die eigenen Bedürfnisse, die eigene Persönlichkeit stehen hinten an. Körperpflege, Schlaf, Nahrung nur in kleinen Stücken wenn es denn grad paßt. Im Rahmen der allgemeinen Verunsicherung und der alles bestimmenden Babybedürfnisse sucht man sich gleichgesinnte, mitleidende, sprich andere Mütter. Man geht in Babykurse, tauscht sich aus, nimmt Erfahrungen mit und wieder zu Hause sucht man sich „Begleitung“ in Foren (so bei K1) und neuerdings in Blogs und Twitter. Das ist toll, wenn man die Informationen gefiltert und reflektiert liest. Das ist ein unglaublicher Pool an gesammeltem Wissen und Empathie, die einem ansonsten fehlen, da wir nunmal nicht mehr im Dorf in der Großfamilie leben.

Mit der Zeit wird man gelassener. Das Kind wächst, gedeiht, entwickelt sich. Man findet sich in der neuen Rolle zurecht, ist sicherer, routinierter und bekommt seinen Alltag besser bis normal wieder hin.  Was bleibt ist der Aufenthalt in den Muttikreisen online, dem Mutti-versum wie man so schön sagt. Man hat den Fokus weniger auf die Unsicherheiten in der Brutpflege sondern tauscht sich aus. Auch das ist toll, denn nach der Babyphase kommt die Krabblerphase, die Trotzphase, die was weiß ich Phase, irgendeine Phase ist ja immer. Unterstützung und Austausch ist dabei immer gut. Die Themen werden breiter, nach Stillproblemen, wunden Hintern, Reflux, dem angemessenen Schlafplatz, Koliken und der richtigen Tragehilfe kommt das pädagogisch richtige Spielzeug, die angemessene Beschäftigung des wachsenden Nachwuchses, die Eingewöhnung in die Betreuung, die schönsten Brotdosen. Irgendwer hat immer eine Meinung, meistens haben die meisten anderen die dann auch und man ist sich irgendwie einig. Sind die Kinder dann mal etwas selbständiger werden die meisten Mütter kreativ (ja ich auch, aber das war ich schon vor den Kindern), es wird genäht, gebastelt, dekoriert was das Zeug hält. Gekocht, gebacken, gestrickt, alles für das Heim, das Kind, die Familie. Prinzipiell alles super, ehrlich, aber ist das alles?

Wo ist denn die Frau geblieben, die existierte bevor das oder die Kinder kamen? Was ist mit dem Menschen der Interessen hatte? Ja Kinder sind konsumierende kleine Blutsauger die die letzte Energie aus einem lutschen. Trotzdem.

Hallo, Sex, Drugs Rock’n Roll. Was ist damit?

Sex ist nur Thema, wenn es um den passenden Zeitpunkt zur Fortpflanzung geht oder angedeutet, natürlich nur mit dem Einen, dem Besten, dem eigenen Mann. Äh, ist mit der Partnerschaft und der Geburt eine Scheuklappe verteilt wurden, die man bei mir vergessen hat. Hell yeah, ich finde auch immer noch andere Männer attraktiv und kann das aussprechen ohne in den Boden zu versinken. Gewisse Konsensgründe belassen es dann dabei 🙂 Aber ja, ich bin neben der Mutti auch noch die Frau, der Mensch der mehr empfindet als Mutterliebe.

Drogen sind dann zwar auch nicht so meins, den Sekt oder anderes Prickelwasser finde ich widerlich und auch ansonsten habe ich  den Alkohol aus meinem Leben gestrichen, sitze also abends nicht mit dem Einen, dem Besten am Küchentisch und sinniere bei einem Glas Wein über den Tag mit den Kindern. Aber im Grunde meint Drogen ja auch nur das mal enthemmte loslassen und sich dem Rausch des Moments hingeben.

Musik, ja Musik. Es gibt mehr als Schlaf- und angemessene Kinderlieder über die man sich austauschen kann. Musik die berührt, die einen ausflippen läßt, die einen an wilde Partys erinnert, an große Lieben, an den Vollrausch oder Phasen die hinter einem liegen, aber nicht vergessen sind. Die man auch ohne die Kinder hört, laut, so wie früher, oder auf Kopfhörern, damit keiner dazwischen quakt. Ja genau ich ziehe mich zurück, lasse meine Kinder sich selber (und dem Vater natürlich)  und mache mein Ding dann. Sinniere über das was war, was ist, wovon ich träume was ich außer den Kindern noch machen will, mein Leben und verfasse Blogartikel.

Ja auch ich bin ein Mutti-ich, ich hab oft kein Bock oder keine Zeit mich zurecht zu machen (auch wenn ich leidenschaftlich gerne neue Nagellacke kaufe), sehe zu, daß die Klamotten sauber sind und die Hose nicht vom Arsch rutscht. Die Haare praktisch zusammengetüddelt, den Spiegel im vorbeigehen ignorierend.

Aber, ich bin nicht nur das, ich bin ein Mensch, ein Mensch mit Geschichte, ein weiblicher Mensch, der das gerne auch mal auslebt neben der Mutti, der Sehnsüchte hat jenseits von praktischen Haushaltsgegenständen, der Musik, das Leben, Tanzen liebt, der theoretisch Bücher liest, Fernsehserien inhaliert, manchmal vor Lebensfreude vibriert, die Schminkschublade nutzt, vorm Kleiderschrank grübelt, anderen Männern hinterherschaut, in sich rein grinst und so gar nicht mütterlich denkt. Ich vermisse manchmal das Leben vor diesem, wohlwissend, daß es kein zurück gibt, daß ich keine 25 mehr bin und vieles aus dem damaligen Leben nicht mehr erleben möchte. Aber das Leben vor diesem hat mich zu dem gemacht, der ich jetzt bin und das ist viel mehr als treue Ehefrau und Mutter. Ich habe nicht immer Luft diese Seite auszuleben, aber sie ist da und sucht sich hier und da ihren Raum. Das vermisse ich in meinem Mutti-versum und frage mich wo sind die anderen? Wo sind die Frauen hinter der Mutterrolle?

Vielleicht bin ich aber auch nur ein rosa Kaninchen, daß sich nicht in die ihr gegebene Rolle angemessen einfügen kann.

 

 

Nachschlag – Gedanken zu Müttern, Berufstätigkeit und meinem Wutposting

Überwältigt, das ist das erste was mir einfällt wenn ich an meinen Eintrag über den SpOn Beitrag denke. Überwältigt von den Zugriffen, der Veröffentlichung auf stern.de, den Rückmeldungen und den Diskussionen die darüber aufkamen. Danke. Es zeigt mir, ich bin nicht alleine mit meiner Wut, meiner Ratlosigkeit und meiner Situation.

Nach der Veröffentlichung habe ich einen Teil der Diskussionen eher passiv verfolgt, Kommentare hier gelesen und viel nachgedacht. Ich möchte nichts von dem was ich schrieb runterspielen oder entschuldigen, aber mir ist bewußt, daß ich nur sehr subjektiv für meine Situation geschrieben habe und es anderen ähnlich und doch ganz anders geht. Ich versuche mal meine Gedanken und Ergänzungen halbwegs sortiert nachzutragen.

-Wenn ich mich als hochqualifiziert bezeichne, dann möchte ich damit nicht meine akademische Ausbildung betonen (abgesehen davon, daß ich auch einen Beruf erlernt habe), sondern einfach nur klarstellen, daß ich etwas gelernt habe, was mich zu Tätigkeiten außerhalb Heim und Herd befähigt.

-Hochqualifiziert ist außerdem ein Begriff den die nette Dame für Wiedereingliederung des Arbeitsamtes verwendete als sie über mich mit mir sprach. Ein Begriff, der mich erst stutzen ließ, mir dann aber zwei Dinge bewußt machte. Zum einen, daß ich tatsächlich qualifiziert bin für einen Beruf (und somit ist es jeder mit einer Ausbildung jeglicher Art, nicht nur diejenigen die eine Universität besucht haben) oder und zum anderen, daß ich das oft vergesse, denn viele Absagen führen zu viel Zweifeln an sich.

-Hochqualifiziert meint auch nicht, daß ich es verdient habe sofort auf eine top nodge Stelle gesetzt zu werden. Meint aber doch, daß ich trotz geringer Berufserfahrung qualifiziert genug bin eine Chance zu bekommen um zu beweisen, daß ich das was ich erlernt habe anwenden kann.

-Genau wie die Autorinnen des SpOn Artikels im Grunde nur eine privilegierte Zielgruppe angesprochen haben, genauso privilegiert bin ich auch. Ich habe das Privileg, daß meine Arbeitslosigkeit das Familieneinkommen nicht nachhaltig belastet. Wir hungern nicht, wir haben ein Dach über dem Kopf, wir können uns mal was erlauben, wir sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht darauf angewiesen, daß ich auch Geld verdiene.

-Die Frauen die darauf angewiesen sind den Familienunterhalt (mit) zu verdienen stehen oft vor dem gleichen Problem und diese trifft es deswegen noch härter. Selbst wenn sie schnell nach der Kinderzeit wieder arbeiten wollen.

-Auch wenn es mich jetzt finanziell nicht besonders trifft kein eigenes Einkommen zu haben, trifft es mich spätestens im Renten- und/oder Trennungsfall. Darum kann man auch nicht sagen, es sei ein Luxusproblem der gelangweilte Hausfrau aus der Mittelschicht wenn diese keine Arbeit bekommt. Abgesehen davon kann der finanzielle Hintergrund kein Argument dafür sein ob man es „verdient“ eine Berufschance zu bekommen.

-Ich werde nicht darauf eingehen, daß es Menschen gibt, die der Ansicht sind, die Kinder leiden unter einer berufstätigen Mutter und/oder Fremdbetreuung. Nur mal so gefragt, was sollen denn dann die Mütter machen, die für das familiäre Einkommen arbeiten müssen? Keine Kinder bekommen?

-Ja es gibt die Frauen die gleich nach der Geburt oder etwas später sofort in ihren Beruf zurück gehen (können), die die Problematik nicht verstehen. Glückwunsch.

-Ja es gibt den Trend, daß jeder der eine Handarbeit halbwegs ausüben kann versucht damit Geld zu machen, in dem er die Produkte verkauft. Ob ich das gut finde? Nicht in jedem Fall. Es gibt die Frauen die das oder die Kinder als Ausweg aus dem gewählten Beruf sehen, es gibt die Frauen die gerne nur noch in Familie machen, die ihr Heim dekorieren bis es keine freie Stelle mehr gibt, die saisonal (ein)kochen, backen, konservieren, fünf Gänge Menus zaubern. Genauso gibt es die Frauen die sich so oder anders kreativ betätigen um sich zu entspannen. Es gibt die Frauen die den Beruf nur als Warteposition ansehen bis ihnen jemand die Verantwortung abnimmt selber Geld zu verdienen. Es gibt Frauen die keine Kinder wollen/haben. Es gibt Frauen die Kinder wollen und diese ganz klein zugunsten des Berufs in Betreuung geben. Es gibt dies und vieles vieles mehr. Und alle diese Alternativen sind okay, es sind die Entscheidung jeder Einzelnen was sie wie mit ihrem Leben macht, so lange sie die Entscheidung freiwillig trifft. Und die mangelnde Freiwilligkeit von weiblichen Lebenssituationen bezüglich Beruf und Familie, die prangere ich an, immer, immer noch, immer wieder.

-Und mag ich mich auch hier und dort vielleicht mal spöttisch oder mit Unverständnis über gewählte Lebensformen äußern, so steht es mir nicht zu darüber zu urteilen. Genau so wenig steht es anderen, sprich den Autorinnen des Artikels auf SpOn zu darüber zu urteilen für welchen Weg eine Frau sich entscheidet. Und diesen Respekt für die freiwillige Entscheidung den erwarte ich nicht nur von Frauen untereinander, sondern von allen Menschen. Auch wenn bei diesem Thema oft das Stichwort Frauensolidarität fiel, es geht um die generelle Akzeptanz des/der Anderen. Und genau diese Akzeptanz fand in dem besagten Artikel nicht statt.

„Frauen hört auf zu jammern“ – Artikel bei SpOn vom 17.07.2013

Vor knapp zwei Wochen stolperte ich über diesen Artikel und regte mich fürchterlich auf. Dank der ferienbedingt anwesenden Kinder dauerte es bis heute um Zeit und einen klaren Kopf zu finden um dazu etwas zu schreiben.

Die Mutter gewordene Frau wird als das Heim dekorierende Wesen hingestellt, daß die Lust an eigener Karriere verloren hat oder wenn Karriere nur noch Teilzeit und wenn möglich aus dem Hobby einen Beruf machen. Daß diese beiden Alternativen keine großen Karriereerfolge mit sich bringen versteht sich quasi von selbst.

Weiterhin wird die These aufgestellt, daß die meisten Frauen nach der Kinderpause zwar noch gut 20 Jahre zu arbeiten hätten, aber an dem ursprünglich gewählten Beruf eigentlich das Interesse verloren haben, denn die Berufswahl erfolgte doch zumeist nach Bequemlichkeitsgründen.

Dazu kann ich nur sagen: Bullshit, ganz großer Bullshit.

Frauen wie mir, die hochqualifiziert zu Hause sitzen und durchaus nach dem ersten oder zweiten Babyjahr gerne wieder in den Beruf zurückgekehrt wären erscheint dieser Artikel wie blanker Hohn, ein Schlag ins Gesicht.

Ich frage mich ernsthaft ob die beiden Autorinnen derart weltfremd sind oder einen solch provokativen Artikel verfaßt haben, damit man auf ihre Agentur aufmerksam wird. Diese nämlich hat genau das Thema, Frauen zurück in den Beruf zu bringen.

Man muß kein Einstein sein um verstehen, daß eine Frau nachdem Sie ein (zwei drei) Kind (er) geboren hat nicht der biggest fish auf dem Arbeitsmarkt ist um den sich alle Arbeitgeber reißen. Dank der phänomenalen Betreuungssituation in diesem Land kann eine Frau es sich seltenst leisten Vollzeit arbeiten zu gehen.  Und Teilzeitkräfte bzw. Angestellte die wegen der Kinder nicht unendlich Überstunden leisten können werden ungern genommen. Außerdem fällt Mutti ja bei jeder Kinderkrankheit aus, nicht wahr? Die Schlaumeier die nun meinen, der Vater könne ja einen Teil der Betreuung übernehmen, der übersieht, daß dank der Gehaltsstruktur in diesem Land sein Gehalt in einem Großteil der Familien essentiell ist und eine Einbuße dessen schlecht abgefedert werden kann. Dazu kommt, daß egal wie modern der Kindsvater auch sein mag, die wenigsten die Bereitschaft mitbringen eventuell einen Karrieresprung auszulassen den eine reduzierte Arbeitszeit mit sich bringen würde um in die partielle Kinderbetreuung der Familie mit einzusteigen.

So, hat aber eine Mutter es dann zurück in ihren Beruf oder auf eine neue Stelle geschafft, ist sie seltenst diejenige die nun, wie im Artikel gefordert wird, eine (zweite) glänzende Karriere startet. Nicht nur, daß sie wie oben gesagt, meist nur Teilzeit leisten kann, nein sie wird auch oft nicht mehr als vollwertiges Teammitglied angesehen, Kompetenzen werden genommen, oder sind schon vorweg umverteilt worden. Was vor der Kinderpause noch nach einen guten Berufsweg aussah ist häufig eine Sackgasse geworden in der man seinen Zeit am Schreibtisch oder wo auch immer ableistet.

Klar verzichtet man darauf gerne, denn eigentlich kehrt man ja nur in einen Beruf zurück den man eigentlich nie so gewollt hat.

Gehts noch?

Wie unmündig und dämlich ist eine Frau in den Augen der Autorinnen? Traut sie diesen keine gut durchdachte und mit Leidenschaft getroffene Berufswahl zu? Ist es wirklich so, daß das Gros der Arbeitnehmerinnen ihren Lohnerwerb nur aus pragmatischen und bequemen Gründen gewählt hat? Ist es nicht vorstellbar, daß Frau sich sehr bewußt und überdacht für eine Profession entschieden hat?

Frauen sind, wie die Autorinnen richtig feststellen, heute qualifiziert wie nie, haben Möglichkeiten die vor Jahren noch unvorstellbar waren, und entscheiden sich unter diesen Umständen für einen Beruf weil Papi den gemacht hat?

Diese These ist kaum haltbar, erklärt aber in den Augen der Autorinnen wieso Frauen sich (animiert vom Nestbautrieb?) lieber in die Dekorations und Handarbeitswelt zurück ziehen? Ich glaube es hackt. Ich weiß nicht ob die werten Damen schon mal gehandarbeitet haben oder ihr Heim verhübscht haben.

Ich weiß nicht ob sie diese Zeiten kennen, in denen man so wahnsinnig gerne wieder Arbeiten gehen möchte, seinen mit Interesse und Liebe gewählten Beruf ausüben möchte, aber aufgrund der gesellschaftlichen Strukturen und der persönlichen Situation kaum dahin kommt. Ich weiß nicht ob sie das Bedürfnis kennen neben Arsch abschwischen und Spül- und Waschmaschine befüllen und leeren mal wieder etwas zu erschaffen, seinen Kopf zu benutzen.

Ja Handarbeiten sind gerade die heiße Scheiße, ja viele springen auf diesen Zug auf, probieren mal rein, lassen es wieder oder machen einen Dawanda Shop auf und verkaufen handgemachte Niedlichkeiten. Aber viele nutzen Handarbeiten auch um die tote Zeit neben der Kinderbetüddelung für sich zu nutzen, mal abzuschalten, was zu erschaffen und im besten Fall ein wenig Anerkennung für das Erschaffene zu bekommen. Denn sind wir mal ehrlich, das Ausbrüten, Ausquetschen und Aufziehen eines Kinder bringt in der Regel, genau wie das Wuppen der Familie und ihrer Belange nicht viel Anerkennung mit sich. Also sucht Frau sich ein Ventil. Dies aber als gewollte Flucht aus der (vorherigen) Arbeitswelt zu benennen finde ich vermessen.

(Ich gehe jetzt nicht weiter darauf ein, daß in diesem Artikel Handarbeiten und Heimverhübschung eher als mindere und Larifari Tätigkeiten klassifiziert werden)

Ich bin eine dieser hochqualifizierten Mütter, die länger als gewollt daheim ist. Ich entspanne mich durch Handarbeiten. ABER ich suche immer noch und immer wieder und dringlich eine Stelle in meinem Beruf.Mich möchte wegen der Kinder und mangelnder Berufserfahrung kaum jemand einstellen. Ich gebe noch nicht auf, aber eine gewisse Resignation schimmert immer wieder durch. Artikel wie diese sind für ein mich ein Schlag ins Gesicht.

Aber vielleicht haben die Autorinnen genau das erreicht was sie wollen. Ich habe ihre Agentur gegoogelt und die Website besucht. Vielleicht kanalisiere ich meinen Ärger und statte den Damen einen Besuch ab und frage was sie denn für mich tun können. Viel erwarte ich jedoch nicht.

 

Hausgemachte Croissants – Craftsy Kurs ausprobiert

Wer ein bischen kreativ ist und nicht nur das deutsche Netz absurft, der stolpert irgendwann über Craftsy.

Dabei handelt sich um ein Portal welches online Kurse zu den verschiedensten kreativen Themen anbietet, sei es nun Nähen, Stricken, Quilten, aber auch Kochen, Gärtnern und einiges anderes. Weiterhin kann man Anleitungen und auch Materialien über die Website erwerben. Dazu kommt die Möglichkeit sich zu einem dort erworbenen Produkt, Kurs oder Anleitung auszutauschen oder einfach nur vorzuzeigen was man gemacht hat. Ein, wie ich finde tolles Konzept und die Anleitungen und Kurse machen einen sehr guten Eindruck. Wer also englisch versteht, findet dort alles Mögliche um seine kreativen, kullinairschen oder handwerklichen Ambitionen auszuleben.

Relativ früh nach dem ich die Seite entdeckte stolperte ich über den Kurs „Classic Croissants at home„. Ob es nun die schönen Bilder waren oder meine ohnehin vorhandene Leidenschaft für Croissants, ich wollte diesen Kurs gerne machen. Lediglich die Kursgebühr von ca. 40 $ fand ich etwas viel für mal eben so.

In der Weihnachtszeit warf Craftsy dann mit Sonderangeboten nur so um sich. Nach der dritten Mail mit den Hinweisen auf die reduzierten Kurse schaute ich mal nach und hatte das Glück den gewünschten Kurs für 10$ kaufen zu können.

Da ich überraschenderweise zu Weihnachten ein iPad Mini geschenkt bekam, war das die perfekte Kombination um diesen Kurs auszuprobieren. Zur Freude des Gatten begann ich auf dem Sofa oder im Bett mir die Kursstunden anzusehen, bevor ich überhaupt anfing zu backen. Erste Hürde war übrigens ein ausreichend großes Stück Pergamentpapier zur Erstellung des Butterblocks zu bekommen. (Sollte jemand wissen wo man hier überbreites Pergamentpapier bekommt, ich freue mich über Hinweise.) Ich hatte Glück und konnte in der Stadtbäckerei einen Bogen erwerben und konnte loslegen.

Mit dem Papier konnte ich den erste Arbeitsschrittes des Kursrezeptes perfekt absolvieren, ein Stück Butter zu einem sogenannten Butterblock formen.

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Dabei wird das Papier gefaltet, die weiche Butter hinein gegeben und dann in der vorgefalteten „Hülle“ auf Maß ausgerollt. Dann kommt das ganze in den Kühlschrank, damit es wieder fest wird. Ich bin übrigens immer noch unglaublich stolz wie gut mir das gelungen ist.

In der Zwischenzeit bereitet man den Hefeteig zu, da gibt es auch jede Menge spezielle Anweisungen und Vorgehensweisen, damit er auch genau so wird wie die Kursleiterin das möchte. Wenn der Teig dann soweit fertig ist, wird der Butterblock in diesen eingeschlagen.

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Hier ist die Butter schon im Teig verschwunden. Den mit Butter gefüllten Teig mußte man dann auf Maß ausrollen und erneut einschlagen.

IMG_7353Das sieht dann so aus. Das macht man insgesamt drei mal, wobei der Teig zwischendrin immer wieder in die Kühlung kommt, damit die Butter nicht zu warm wird und beim Ausrollen aus dem Teig läuft.

Für diejenigen Leser, die schon Erfahrung mit Blätterteig haben, mag das alles ein bischen langweilig sein, aber ich hatte das vorher noch nie probiert und war fasziniert, wie gut das alles klappt, auch dank der guten Anweisungen aus den Videos. Ich erspare jetzt auch weitere Falt-, Roll- und Schneidebilder.

Nachdem der Teig wie beschrieben bearbeitet worden war, noch eine gute Standzeit zum Gehen hinter sich gelassen hatte und ein weiteres Mal auf Maß gerollt worden war, ging es an die Ausformung der Backwaren.

Ein Croissant ist ja nicht einfach nur ein gerolltes Dreieck, nein für ein klassisches Croissant muß ein gewisses Verhältnis von Seiten- zur Grundfläche eingehalten werden und, der geneigte Leser mag Lachen, aber ich hab mit meinen großen Schneidelinealen die ich sonst zum Quilten benötige vor dem endgültig ausgewalzten Teig gestanden und die Dreiecke zugeschnitten, am unteren Ende eingeschnitten und mit einer gewissen Ziehtechnik aufgerollt.

IMG_7354Die sahen dann so aus.

Eigentlich hätte man diese dann in einem übergroßen Beutel gehen lassen müssen, aber da ich keinen hatte, hab ich es im vorgeheizten Backofen probiert, was eine ziemlich blöde Idee war, denn die Butterschichten fingen an auszulaufen.

IMG_7355Hier die aufgegangenen Croissatns mit Ei bepinselt im Backofen.

Was ich übrigens beim ersten Durchlesen/Ansehens des Rezepts nicht bedacht hatte ist, daß der Teig über nacht in den Kühlschrank muß. Gut, daß ich mit der Zubereitung aus Ungeduld abends angefangen hatte und wir somit an einem Sonntag Morgen die frischen Croissants essen konnten.

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So sahen die guten Teile dann aus. Es gab spezifische Anweisungen zur Farbe und sie blos nicht zu früh raus zu nehmen, da ansonsten der Teig partiell noch roh wäre. Als die Farbe dann perfekt war fand ich die Konsistenz nicht gut, mir waren sie zu hart/schwer und nicht fluffig genug und auch der Geschmack war halt anders als aus der hiesigen Bäckerei. Ich führe die leichte Enttäuschung im Endergebnis eher auf meinen Fehler beim letzen „Geh-Vorgang“ zurück (zu warm). Ich hatte die Hälfte des Teiges davor eingefroren und werde diesen demnächst nach dem Formen an einem kühleren Ort gehen lassen, fertig backen und dann vergleichen.

Mein Fazit zum dem Kurs und wie er dargeboten wurde ist jedoch durchaus positiv. Die Lehrerin macht das super. Denkt man an der ein oder anderen Stelle, sie solle sich mal etwas kürzer fassen, kommt man im nächsten Moment zu der Erkenntnis, daß nicht jeder Kursteilnehmer Erfahrung im Backen hat und es dementsprechend gut ist, daß sie einiges ausführlicher erklärt. Weiterhin gibt sie einem jede Menge Basiswissen zu Materialien, Utensilien, Zutaten, Teigverhalten, Hefe etc. weiter, welches man aus normalen Backbüchern so nicht bekommt und was einem hilft die Materie so zu verstehen, daß man auch weiß wieso man genau dies oder jenes tut. (zB: nicht den Teig an einem zu warmen Ort gehen lassen …)

Obwohl der Kurs ein durchgehendes Video ist, kann man die verschiedene Kapitel separat anwählen, so daß man mal überspringen oder schnell nochmal zurück schauen kann. Einmal bezahlt kann man die Klasse unendlich oft abrufen, dazu bekommt man das Rezept und etwas Herstellerhinweise als .pdf zum download. Wobei das Rezept ohne das Video nicht so schlüssig ist bzw. einige Anweisungen aus dem Video in dem Rezept nicht auftauchen. Aber es handelt sich ja auch um einen Kurs.

Ich würde jederzeit wieder so einen Kurs bei Craftsy kaufen, auch wenn man nicht weiß wie die anderen Lehrkräfte sind, denke ich doch, daß die Website diesen einen gewissen Rahmen vorgibt den sie ausfüllen müssen.

 

 

 

Mutzenmandeln – ein Versuch in drei Akten

Ein Freund erwähnte neulich Mutzenmandeln. Er wünsche sich solche vom Weihnachtsmarkt im Süden mitgebracht zu bekommen. Damit setzte er mir einen ordentlichen Floh ins Ohr.

Während meiner Kindheit und Jugend im Niedersächsischen gab es oft Mutzenmandeln in der Heimatstadt, zu Stadtfesten, dem Weihnachtsmarkt oder einfach nur so. Ich hab immer die Konditorei Rupprecht (gibt es leider nicht mehr) an der Ecke in der Fußgängerzone vor Augen, wenn ich an Mutzenmandeln denke, sei es nun mit dem mobilen Stand vor dem Haus oder Bleche mit dem Gebäck im Laden.

Da ich hier im Norden noch nie ordentliche Mutzenmandeln, wenn überhaupt bekommen habe, war mein erster Gedanke, die könne man bestimmt auch selber machen. Also warf ich die Suchmaschine meines Vertrauens an, um nach Rezepten zu suchen. Dabei lernte ich, daß Mutzen und Mutzenmandeln nicht das Gleiche sind. Weiterhin gibt es Rezepte mit und ohne Mandeln, mit Rum, mit Vanille, mit Marzipan, mit Zimt oder ohne, auf Hefeteigbasis oder als Mürbeteig. Welches das richtige sei, erschloß sich mir nicht. Die Sucherei führte mich dann zu einem Rezept, welches klang als könne es so schmecken wie die Erinnerung. Also suchte ich weiter nach der richtigen Ausstechform, denn Mutzenmandeln müssen die richtige Form haben und dazu braucht man den richtigen Ausstecher.

Ich bestellte einen und da ich ja ein wenig ungeduldig bin rief ich in der Zwischenzeit die Läden meines Vertrauens an um das Förmchen noch schneller zu bekommen. Aber entweder kannte/führte man diese Ausstecher nicht, oder nicht zu dieser Zeit (November). Mein letzter Anruf ging an Gebr. Jürgens im Mittelweg (man beachte bitte auch deren Shop-Site, allein schon wegen des Namens). Dort wußte man weder, was ich genau meine, noch hatte man es da. Ich war frustriert und fand mich fast damit ab, doch auf meine Onlinelieferung warten zu müssen. Fünf Minuten nach meine Anruf klingelte mein Telefon und man meldete sich mit den Worten, ob ich die Frau sei, die die Mutzenmandelform haben wolle, sie hätten natürlich welche da. Im Nullkommanix warf ich meine nachmittäglichen Pläne um und führ zu Gebr. Jürgens, wo ich mit den Worten „Ach sie sind die Mutzenmandeln“ begrüßt wurde. Man präsentierte mir den Ausstecher in Kunsstoff oder Metall und ich entschied mich für Ersteren, da dieser auch ein Rezept auf der Verpackung hatte.

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Auf dem Rückweg holte ich noch schnell die restlichen Zutaten und Frittierfett. Wieder daheim probierte ich zunächst das Rezept, welches ich im Netz gefunden hatte aus. Teig bereitet und mit der schicken neuen Form ausgestochen. Soweit klappte das alles schon ganz gut.

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Nun also die Angst vor heißem Fett überwinden. Glücklicherweise besitzen wir seit unserem Truthahnessen ein Bratentermomether, welches auch für heiße Flüssigkeiten geeignet ist. Also alle Kinder raus aus der Küche und das Fett in der richtigen temperatur geschmolzen.

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Ich erinnerte mich, daß bei dem Bäcker immer die frischen Mutzenmandeln sofort auf einem großen Blech in Unmengen Puderzucker gewälzt wurden. Darum belegte ich ein Blech mit Packpapier, kippte ordentlich Puderzucker drauf und warf jede Portion Mutzenmandeln die ich aus dem Fett hob, dort hinein.

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Sah schon recht gut aus, schmeckte aber nur so lala gut. Das war das erste Rezept, das ich im Netz gefunden hatte. Ich nahm mir vor, demnächst mal das von der Förmchenpackung auszuprobieren.

Während meiner Rezeptsuche im Netz hatte ich ein besonderes Augenmerk darauf, ein Rezept zu finden, das eindeutig aussagte, daß es in meiner Heimat verwendet wird. Da ich nicht fündig wurde, aber wenn ich etwas will, recht hartnäckig sein kann, schrieb ich den Innungsmeister der heimatlichen Bäckerei-Innung an. Ich fragte ob er mir sagen könne, welche der verschiedenen zu findenen Variationen wohl dem Geschmack meiner Kindheit entsprechen könne. Da ich aber noch keine Antwort erhalten hatte, ging es gleich am nächsten Tag mit dem Verpackungsrezept weiter.

Kurz gesagt es wurde ein Disaster, das Fett wurde zu heiß, wurde schaumig und braun, der Teig ging im Fett so gar nicht auf und das geschmackliche Ergebnis war eher unterirdisch. Ich war recht enttäuscht und dachte schon daran, das Experiment Mutzenmandeln aufzugeben.

Am darauffolgenden Morgen bekam ich eine Email. Genau die, auf die ich gewartet hatte. Der Innungsmeister meldete sich. Er gab mir nicht nur Hinweise zur Zubereitung, sondern schickte mir gleich das Rezept mit, welches seine Bäckerei, die Altstadtbäckerei Richter, verwendet. Ich war glücklich und neu motiviert und wagte einen letzten Versuch.

Viel zu sagen gibt es nicht mehr, das Rezept entspricht zwar nicht ganz meiner Erinnerung aus Kinder-/Jugendtagen, kommt dem aber schon recht nahe. Lecker wurde das Gebäck mit dem Rezept auf alle Fälle und ich werde es bestimmt bald wieder einmal machen.

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