[Warnung: eigentlich wollte ich nur kurz etwas zu zwei Heften schreiben, die ich neulich erworben habe, um meine Kritik besser zu verstehen habe ich voweg meinen Anspruch und woher der kommt aufgeschrieben, wem das zu lang ist, der scrollt einfach runter, dorthin wo die Bilder sind.]
Ich liebe Magazine, Illustrierte, wie man früher sagte, und ich liebe Handarbeiten. Als ich noch jung war, hab ich mir regelmäßig die Verena gekauft, hab ungeachtet von Maschenprobe, Garnstärke oder was auch immer, munter Modelle nachgestrickt und jedes Heft brav aufgehoben. Da ich ja gerne mal jeden Mist ausprobiere, gab es auch noch andere Hefte, zum Basteln, Häkeln oder was weiß ich. Irgendwann flogen fast alle Ausgaben weg, es entsprach nicht mehr meinem Geschmack und Stricken/Häkeln war mir nicht mehr so wichtig. Außer mal einem sporadischen Paar Socken oder Geschenken für Babys von Freunden geriet das Stricken in den Hintergrund.
Als dann das Tochterkind da war und ich nach Monaten durchwachter Nächte mal wieder klar denken konnte, kam das Bedürfnis, mit den Händen zu gestalten zurück. Ich begann, mich wieder nach Strickmustern umzusehen. Die erste Anleitung, die mich wieder interessierte war eine englische. Da das dazugehörige Buch fand ich unglaublich teuer. Ich war ja nur gewohnt, für ein paar Mark ein Heft zu kaufen. Also googelte ich nach der Anleitung, bzw. nach der Möglichkeit das Buch oder die Anleitung günstiger zu bekommen. Der große Vorteil zu meinen Strickjahren zuvor, damals, als ich noch jung war hatten wir ja nix, auch kein Internet. Ich fand natürlich nicht die Anleitung (und habe das Buch im Endeffekt dann auch selber gekauft), aber ich entdeckte die Welt der Strickblogs. Da ich nach einer englischsprachigen Anleitung suchte, hauptsächlich die der amerikanischen Strickblogs. Heissa was für ein Wunderland.
Die Berührungsangst mit den englischsprachigen Anleitungen war trotzdem groß. Meine Englischkenntnisse schätze ich eher nicht so gut ein und die Fachbegriffe des Strickens waren mir ein Buch mit sieben Siegeln. Mit der wunderbaren Liste von Wolle und Design, meinem Sturkopf und viel Geduld wagte ich mich trotzdem an die Anleitungen und war verfallen. Ein großer Teil der Anleitungen war so viel moderner und hübscher als das, was auf dem deutschen Markt zu bekommen war. Stricken war zu der Zeit als ich wieder anfing in den USA wieder modern, auch für junge Leute, weit ab vom „Oma und Ökos stricken“ in Deutschland. Das spiegelte sich wiederum sowohl in den Anleitungen, den Garnen (welch Traumgarne es Übersee gab und gibt) und vorallem in dem Drumherum wieder. Die Strickblogger, dort, unzählige, viele untereinander bekannt, befreundet und Stricktreffen eine normale Sache.
Durch das Lesen vieler amerikanischer Strickblogs wurde ich nicht nur auf Einzelanleitungen, freie Anleitungen im Netz, sondern auch auf amerikanische Strickmagazine aufmerksam. Zeitweise hatte ich drei bis vier davon im Abo. Sie waren jünger, ausführlicher und viel spannender als das was man auf dem deutschen Markt kaufen konnte. Neben den Anleitungen gibt es immer einen redaktionellen Teil, Berichte, Produktvorstellungen, Techniken erklärt.
Ich fröhnte also fröhlich meinem Hobby und das vorzugweise mit Materialien und Inspirationen die nicht aus Deutschland stammten. Doch nicht nur ich, sondern auch einige andere schnupperten in die Strickwelt vom anderen Ende der Welt. In den letzten Jahren haben einige ausländische Garne Einzug in die deutschen Strickläden gehalten. Amerikanische und Britische Anleitungen sind teilweise nun vor Ort zu finden und auch die deutschen Zeitschriften öffnen sich seit einiger Zeit dem moderneren Interessen der jüngeren Handarbeiter.
Trotzdem begeisterte mich nichts so richtig was auf dem deutschen Markt zu bekommen ist und deutsche Strickanleitungen blieben meistens liegen.
Nun stolperte ich letztens im Supermarkt (!) bei den Zeitschriften, die ich trotz aller Möglichkeiten des Internetz immer noch liebe um sie abends im Bett zu lesen, über ein Strickmagazin, der Designerin die mich damals auf den englischen Strickpfad schickte.

Die Designs wie man sie von ihr kennt, klar, schlichter, traditionell britisch beeinflußt und schön. Die Anleitungen sind gut verständlich, aber weniger ausführlich wie man das von (den originalen und anderen) englischen Anleitungen kennt. Es gibt einen kleinen readktionellen Teil mit Produktvorstellungen, einem Artikel, einer Fragenrubrik und ein wenig Technik, die man für die Anleitungen braucht. Unter dem Strich kann man sagen ein rundes Magazin, wenn man nur die Anleitungen möchte, mir etwas zu mager aber ich bereue nicht, es gekauft zu haben. Einziger Manko, daß alle Modelle natürlich nur mit Garnen von Debbie Bliss gestrickt wurden und zu den verwendeten Garnen weder die Zusammensetzung noch die Lauflänge/Maschenprobe mitgeteilt wird.
Im Zuge der Entdeckung der amerikanischen Handarbeitswelt, schlich so langsam auch das Nähen bei mir ein. Eigentlich zunächst das Erstellen von Quilts. Und das nur weil 2006 bei unserem USA Aufenthalt neben den Strickbüchern ein Quiltbuch stand was mich anlachte. Ich nahm das mal mit und dachte mir, das sei was für später, wenn die Kinder groß sind und ich viel Zeit habe. Lange Rede kurzer Sinn, durch ein anderes Buch animiert begann ich 2007 meinen ersten Quilt und verfiel in dem Jahr dem Nähen. Genau wie beim Stricken war da die bunte Wunderwelt Internet größte Inspiration und Anleitungslieferer. Ich war recht unerfahren im Nähen, läßt man mal außer acht, daß ich in der 9. Klasse Nähen in der Schule hatte, irgendwann mal bockig versuchte Teddys zu nähen und im Studium noch mal einen VHS Kurs besuchte. Ich hatte also kaum genäht, keine Erfahrung und meine Maschine war aus den 60ern. Das hielt mich aber nicht ab, alles mal auszuprobieren, auch mal einen Mantel für das Kind, ein Kleid und diversen Kleinkram. Denn der Vorteil der Anleitungen aus den USA besteht zweifelsfrei darin, daß sie geschrieben werden als wäre man drei Jahre alt. Es wird fast immer alles ausführlich erklärt, sowohl in freien Anleitungen, als in den Büchern oder verkauften Einzelschnittmustern. Toll, genau was ich brauche, sag mir was ich machen soll und ich mache es.
Burda und Ottobre hatte ich dann auch mal gekauft und verzweifelte an den rudimentär beschriebenen Nähanleitungen, wußte oft nicht was die von mir wollen und schmiß den Kram frustriert in die Ecke. Farbenmix probierte ich auch, etwas ausführlicher sind deren Anleitungen schon, aber auch unbefriedigend für mich, als ich noch weniger Erfahrung hatte. Ich blieb also auch beim Nähen dem amerikanischen Markt (und den Blog, ja was für wundervolle es da gibt und erst die Stoffhöker, wow.) treu und nähte vorzugsweise mal hier mal da einen Quilt und diversen anderne Kram.
Nun ist das Nähen ja die heiße Scheiße unter „Muttis“ – man näht dem Nachwuchs farbenfrohen möglichst individuellen Kram und wenn man schon dabei ist, macht man auch noch Spielzeug, Alltagskram und auch anderen Dekotüddel. Sehr gut zu beobachten in der deutschen Bloggerwelt, aber auch in den Buchhandlungen. Zum einen findet man einige der Bücher die ich schon jahrelang besitze ins Deutsche übersetzt, zum anderen gibt es plötzlich mannigfaltige Bücher zum Thema Nähen, Quilts nähen, Taschen(!) nähen, Deko nähen (allen voran Tilda und Klons), Kinderkrams nähen und neuerdings habe ich sogar lustig bunte Einzelanleitungen gesehen. Da war es ja nur eine Frage der Zeit bis sich der Zeitschriftenmarkt bezüglich der Nähmagazine dem Trend anschließt. Neben den bisher klassischen und für mich zu biederen Patchwork/Quiltmagazine fand ich letztens folgendes Heft.

Die verwendeten Stoffe ließen mich das Magazin fast wieder zurück stellen, vieles war mir zu süß, zu niedlich. Aber auch da bin ich mal wieder leicht snobbistisch, verarbeite ich doch am liebsten moderne Quilting Cottons von, natürlich, dem amerikanischen Markt. Mitgenommen habe ich das Heft dann, weil doch einige Accessoirs und Decken und Klamöttchen als Schnittmuster drin sind, die ich ansprechend finde. Klar, kann man für einiges die Schnitte selber entwerfen, sind oft nicht schwer, aber auch wie beim Stricken, agiere ich lieber nach dem Motto, sag was ich machen soll, ich setze das dann so oder so ähnlich um. Und bei einer Patchworkdecke ist es zB total arbeitserleichternd wenn schon jemand anders die Stoffstückgrößen ausgerechnet hat. Ich hab dann mal die Anleitungen studiert und festgestellt, daß sie Hand und Fuß haben, aber nur, wenn man schon Erfahrung hat. gerade bei den Quilts wird nur Beschrieben wie man das Top näht, aber nicht wie man daraus einen kompletten Quilt generiert. Bei einigen anderen Anleitungen fehlt die Angabe der Nahtzugabe und die Beschreibungen sind in gewohnt deutscher Manier recht knapp gehalten. Also nichts für Nähanfänger, zumindest nicht, wenn sie die Modelle alleine und ohne Hilfe nachnähen wollen. Interessant fand ich, daß die Anleitungen fast alle nicht von der Redaktion des Magazins erstellt wurden, sondern von Inhabern bzw.Mitarbeitern von Patchwork-/ oder Stoffläden. Schön, daß der jeweilige Shop auch mir URL angegeben wird, so daß ich in einer ruhigen Minute diese mal absurfen und inspizieren kann. Für die Modelle kann man auch bei eben diesen Shops komplette Materialpakete bestellen. Find ich gut, wenn man das genau so wie abgebildet nachnähen möchte. Sonst sucht man sich ja einen Wolf, vor allem, weil nur einmal angegeben wurde welcher Stoff von welchem Hersteller verwendet wurde. Unter dem Strich, bin ich auch mit diesem Kauf nicht unzufrieden, hätte mir ein bischen mehr gewünscht, aber das Leben ist ja schließlich kein Wunschkonzert.
Fazit, ich werde bestimmt mal wieder mit offenen Augen die Regale mit Handarbeitsmagazinen anschauen, aber Hauptquelle bleiben für mich die Bücher in Originalsprache sowie die amerikanischen Strick-/Näh-/Quiltmagazine die ich auf Papier und Digital im Abo habe bzw. freie Onlinepublikationen. Für andere, die weniger Snob-Allüren haben als ich, sind diese Hefte aber bestimmt toll und gut zu nutzen. Man kann zumindest ein Blick reinwerfen.