Dieser Anruf meines besten Freundes im Sommer, bei dem er mich nach einigen Belanglosigkeiten nebenbei fragte ob ich denn die Whats app Nachricht seiner Freundin nicht gesehen hätte, war schon merkwürdig. Als echter Multitasker öffnete ich natürlich die App und sah sofort wieso es so wichtig war. Ich schaute auf einen waschechten Verlobungsring 🙂 Noch im Laufe des Gespräches wurde mir klar, dass es nur ein Geschenk für diese besonderen Menschen geben kann, einen Hochzeitsquilt. Klar hatte ich beim letzten ordentlich geflucht und wer mich kennt weiß, daß ich auch gerne mal zwei Jahre an einem Quilt sitze. Das aber nur wenn ich 50 andere Sachen zwischendurch mache und oder die Lust verliere und oder das Muster zu komplex ist. Es war Juli und das angepeilte Hochzeitsdatum lautete Oktober. ich überschlug kurz und beschloß, dass es machbar sein muß. (Weil ich öfter gefragt wurde wie lange ich für den kompletten Quilt gebraucht habe, am 15.7. habe ich den bunten Stoff bestellt)
Ich entschied mich für ein relativ einfaches Muster. Durchforstete meine Vorräte und stolperte dann bei Quiltzauberei über eine reduzierte Jelly Roll (aus der Linie Novella von Valori Wells) in Farben die ich angenehm und passend fand. Ich hatte schon einige Zeit zuvor eine Anleitung gekauft, dich ich hübsch fand, die nun passend für das Projekt erschien. Die Kombination von einfachem Checkerboard-Muster mit den Uni-farbenen Karos am Rand fand ich schick und mit den entsprechenden Techniken sollte das Zuschneiden und Nähen recht flott gehen. Weit gefehlt, die Autorin der Anleitung sieht vor, daß man jedes Stoffquadrat einzeln Zuschneidet. Nö, nicht mit mir.
Ich erinnerte mich daran, kurz zuvor ein ähnliches Quiltmuster gesehen zu haben und nach kurzer Suche fand ich es auch wieder. (Was mir nicht immer glückt, sollte wirklich mehr pinnen oder bookmarken) Dieses hier bei Rita von Redpepperquilts. Dort werden Streifen geschnitten, (in der Breite der Jelly Roll, weswegen diese für das Projekt ideal war, da ich die Streifen der Roll nur kürzen, aber nicht Streifen vom Meter schneiden mußte) diese Streifen einer bestimmten Länge mit einem uni-farbenen Streifen aneinander genäht, diese Paare wiederum mit zwei weiteren Paaren verbunden und dann wieder zerschnitten. Egal, kurz gesagt es kommen zeitsparende Techniken zum Einsatz, an deren Ende man einen sogenannten 16-patch block hat, ein Quadrat aus 16 Einzelquadraten. Davon nähte ich ziemlich viele, 60 Stück, das entspricht einer Anzahl von 960 kleinen Miniquadraten die vernäht wurden.
Die erste Legeprobe sah dann so aus
Ich beschriftete alles mit Post-it Notes und nähte Block für Block zu Reihen zusammen, die ich danach miteinander verband. Bei dem einfarbigen Kontraststoff entschied ich mich gegen weiß, damit es nicht zu mädchenhaft wird und weil ich fand, dass der grau/beige Stoff besser zu dem bunten paßt. (und ich hatte ihn aus einer Materialpackung da und konnte sofort loslegen)
Da mir das Quilttopp nachdem Zusammennähen der Blöcke auch unter Anrechnung des anzufügenden Randes noch etwas klein vorkam um zu zweit gemütlich darunter zu kuscheln und damit das der Übergang zu dem einfarbigen grauen Rand nicht zu trist wird, entschied ich mich eine Einfassung in rot um die Blöcke zu machen. Außerdem waren meine einfarbig bunten Randblöcke nicht so kontrastreich wie in der ersten Anleitung.
So dann, nach Anfügen der einfarbigen Randblöcke und der beiden Ränder. Außerdem hatte ich die Eckblöcke nur aus der Kontrastfarbe und dem Stoff der die Rückseite werden sollte genäht. (Ich habe grad mal nachgeschaut, das war der Stand vom 13. August)
Wie so gerne mal, hatte ich die Masse an Rückseitenstoff nur geschätzt und mich, wie auch gerne mal, verschätzt, so daß ich den Stoff nachbestellen mußte. Dies ging natürlich nur in den USA, da die Stoffserie a) schon älter ist und b) in D kaum oder nur viel zu teuer zu bekommen war. So bestellte und wartete ich auf die Nachlieferung. Dank fabric.com ging das aber relativ zügig.
Immerhin hatte ich schon das Vlies in ausreichender Menge da. Ich benutze am liebsten Quilters Dream Cotton oder Warm and White. Beides reine Baumwollen die nadelgefilzt sind und sich supergut quilten lassen.
Nach Ankunft des fehlenden Stoffes habe ich aus Zeitgründen den Quilt nicht mit Nadeln sondern mit Sprühkleber (spray basting) geheftet. Sprich die Rückseite, das Vlies und die Vorderseite miteinander verbunden, damit sie beim Quilten nicht verrutschen. Kleine Anekdote am Rande, da mir mitten im Sprühen der Kleber ausging, fuhr ich ratzifatzi zum Händler meines Vertrauens um Nachschub zu besorgen (man kann den Quilt ja nicht am Boden festgeheftet lange liegen lassen bei 3 Kindern und nem Hund) und ließ mir auf dem Rückweg das Portemonnaie klauen. Immerhin hatte ich in der Hektik meine EC Karte im Nähladen vergessen, so dass diese wenigstens nicht weg war.
Als nun endlich alle Schichten verbunden waren ging es ans Quilten. Hier hatte ich mich zumindest für den Mittelteil für einfaches „Straight Line Stitching“ entschieden, da das im vergleich mit freien Mustern etwas zügiger geht. Immerhin sollte das alles ja rechtzeitig fertig werden.
Wie man sieht, mußte dazu unser Eßtisch herhalten, denn in meinem Büro/Nähzimmer gibt es keine Möglichkeit so etwas großes zu bearbeiten. Somit räumte ich einige Wochen immer wieder meine gerollte Quiltwurst hin- und her und der Sohn der den Platz neben der Maschine samt Quilt hattw wurde das ein oder andere mal angeherrschte nicht so dicht an den Quilt zu rücken bzw. diesen nicht einzusauen.
Nach Fertigstellung der Längsnähte sah das Ganze dann so aus.
Und so, nachdem ich auch die Quernähte gesetzt hatte. Ich hab dieses mal ein Baumwollgarn genommen, dass etwas dicker und Öko-zertifiziert ist. Dieses hatte zufällig die passende Farbe.
Für den Rand war es mir zu langweilig nur einfach gerade Linien zu nähen, somit überlegte ich was passen würde. Auch einfaches rumdoodeln wollte ich nicht und mein Versuch freihand Blumen zu nähen ging auf dem Probestück so schief, dass ich auch davon Abstand nahm.
Ich entschied mich dann für ein Spiralmuster. Ich hab dermaßen geflucht, weil ich die nicht so ordentlich hinbekam wie ich es gerne hätte. Dann kam auch noch Kritik auf twitter, dass es nicht regelmäßig sei, und ich war kurz davor alles aufzutrennen. Anbetracht der knappen Zeit und dem Kopfwaschen einer guten Freundin machte ich aber weiter und gab mein Bestes. Ich trennte zwar zwischendrin auf, aber nicht alles und ich machte es fertig. (man sieht auf dem Mittelteil einen Teil der Unmengen an Fäden die ich alle vernähen mußte) Natürlich kam ich auch hier mächtig in Zeitnot, denn die Rückseite der Einfassung ist rot und ich wollte nicht mit beigen Garn auf rot nähen, so daß ich extra Unterfadengarn bestellen mußte, was ein wenig auf sich warten ließ.
Beim Freihandquilten lag ein größerer Teil des Quilts auf mir, bzw. auf meinen Schultern, was dazu führte, daß ich mir auch noch ordentlich Verspannungen einfing, abgesehen davon, dass das Quilten eines Quilts dieser Größe, ob nun freihand oder nicht, echt körperliche Arbeit darstellt.
Mitte der Woche, ca vier Tage vor der Hochzeit rief ich meinen besten Freund an, und jammerte ein wenig über meine Unfähigkeit und wie wenig perfekt ich sei und mich sein Hochzeitsgeschenk ins Grab bringen würde. Er wußte zwar noch nicht was es geben würde, aber da er mich kennt, hatte er wahrscheinlich eine Ahnung.
Zwei Tage vor Hochzeit waren alle Quiltnähte gesetzt und es fehlte nur noch die Einfassung. Nur, ja, haha. Darüber hatte ich mir bis dato wenig Gedanken gemacht. Ein extra erworbener Stoff gefiel mir nicht mehr und so saß ich in einem Haufen Stoffreste von dem Quilt und grübelte was ich machen soll. Ich entschied mich dann von den einfarbigen Stoffen die übrig geblieben waren die rot/lila Töne zu nehmen, dazu ein bischen grau und auf Anraten des (sonst eher farbenblinden Gattens) auch türkis. Damit das aber passend aussah und sich die Farben gleichmäßig verteilten, mußte ich Stücke von der ungefähren Länge der einzelnen Quiltblöcke zuschneiden. Es wurden 7,4m Binding die ich im accord zuschnitt und aneinander nähte, bügelte und dann einseitig mit der Maschine am Quilt befestigte. Auf der Rückseite eines Quilts wird das Binding traditionell mit der Hand angenäht. Damit begann ich am Donnerstag vor der Hochzeit gegen 17 Uhr. (Hochzeit Samstag 12 Uhr)
Freitag mittag war ich dem Nervenzusammenbruch nah, hatte höllische Kopfschmerzen und beschloß, wenn das Mistding nicht fertig wird, dann wird es das eben nicht, dann gibt es einen Gutschein, ich kann nicht mehr. Ich nähte trotzdem weiter, versuchte genug Pausen zu machen und tadaaa, um 18 Uhr war die letzte Naht gesetzt. Alle Fäden vernäht und das Biest flog in die Waschmaschine.
Die gesammelte Familie fuhr erstmal zu Ikea und nach Rückkehr um 21.30 stopfte ich den Quilt in den Trockner um alle 15 min nachzusehen ob er denn jetzt endlich trocken sei. ich mußte ihn ja noch bügeln, letzte Qualtitätskontrolle und auftauchende Fäden vernähen. Schlußendlich brauchte er natürlich auch noch mein Lable 🙂
Um 23 Uhr 13 war er fertig, ich machte noch schnell Fotos mit dem iPhone und fiel erschöpft ins Bett.
Am nächsten morgen blieb glücklicherweise noch etwas Zeit, so daß ich halb angezogen, halb geschminkt mit dem Gatten in den Garten flitze und noch fix zwei drei Bilder mit der guten Kamera zu machen.
die Vorderseite
die Rückseite
die Spiralen
und ein bischen mit Abstand, damit man die mehrfarbige Einfassung erkennt
Morgens dann noch fix hübsch eingepackt und nach der Trauung offiziell überreicht. Und wiederum, mein bester Freund kennt mich schon ziemlich lange und gut, er wußte ich platze wenn sie sich das Geschenk nicht noch während meiner Anwesenheit anschauen. So öffneten er und die Braut nach dem Abendessen, oder war es Kaffee brav den Karton. So wie ich es verstanden habe scheint der Quilt ihnen zu gefallen und das ist ja auch das Wichtigste. Dafür macht man das alles.