Unser Sohn ist ein wenig stur, woher er das hat, kann ich auch nicht so genau sagen. Von mir bestimmt nicht. Jedenfalls führt diese Sturheit dazu, daß er Dinge nur dann macht/probiert wenn er das will. Das war so mit dem Krabbeln, dem Laufen, dem Sauber werden, dem selber Laufen statt im Buggy rumgefahren zu werden und so weiter.
Da seine Eltern, sprich wir, Dorfkinder sind und seit sie denken können mit dem Rad unterwegs waren, fanden sie natürlich, daß auch er Rad fahren lernen sollte. Abgesehen davon, daß das zu den Fähigkeiten gehört die jedes Kind haben sollte, einfach auch aus Mobilitätsgründen. Stadtkind zu sein schliesst das nicht aus.
Dementsprechend wurde er schon vorletztes Jahr mal versucht ans Laufrad zu gewöhnen, null, nade. Er wollte nicht, er behauptete er kann das nicht und damit war das Ansinnen nach einigen erfolglosen Versuchen gestorben. Letzten Sommer neues Spiel, wieder die totale Verweigerung. Als schlaue Mutter versuchte ich es mit Erpressung Motivation und sagte, daß wir nur zu dem tollen Eisladen gehen, wenn er das Laufrad benutzt. Also versuchte er es murrend und nach kurzer Zeit klappte es auch. Da das Laufrad inzwischen etwas klein war, beschlossen wir, ihm kein neues, größeres zu schenken, sondern lieber gleich ein Fahrrad.
Er durfte sich im Laden eines aussuchen, mit Fußballmotiv und dazu eine Fahne mit Piratenirgendwas. Nach der Anschaffung übten wir einige Male damit, aber da es nicht sofort klappte, war er überzeugt er kann das nicht und dementsprechend wollte er es auch nicht mehr probieren. Wir erinnern uns an die obig erwähnte Sturheit.
Dieses Frühjahr nun entdeckte er das Roller fahren für sich, immer schön mit dem Roller seiner Schwester. Die war davon nur mittelmäßig begeistert und darum kam im Zuge seines nahenden Geburtstages die Überlegung auf ihm seinen eigenen Roller zu schenken. Ich fand es aber total beknackt dem Kind noch ein Fahrgerät zur Verfügung zu stellen, wenn er das vorhandene nicht beherrscht.
So kam es am vergangenen Sonntag zu einer kleinen Auseinandersetzung am Frühstückstisch, darüber. Er war recht aufgebracht über meine Ansicht und seine Schwester genauso aufgebracht darüber, daß er ihren Roller benutzt. Eigentlich wollten wir nur den Sonntagsausgang besprechen. Auf der Spitze der hitzigen Diskussion sagte ich ihm dann, daß er definitv keinen Roller bekommen würde und auch nicht mehr den seiner Schwester fahren darf, wenn er es mit dem Rad nicht wenigstens nochmal probieren würde.
Als endlich alle angezogen vor dem Haus standen verschwand der Gatte nochmal rein, während ich mit Kinderwagen, Kindern und den zwei Rädern warten durfte. Plötzlich kam das Söhnchen zu mir und meinte, er würde das mit dem Rad jetzt mal probieren, stieg auf und fuhr, recht eierig zwar, aber los. Immer so vier Meter hin und zurück.
Als der Mann dann wiederkam und die Schwester aufs Rad stieg, tat Söhnchen es ihr gleich und trampelte hinterher. Den ganzen Weg zu unserem Ziel legte er auf dem Rad zurück, einmal hinfallend, anfänglich immer wieder stoppend und das Gleichgewicht suchend und ein bischen wackelig, aber er fuhr.
Am Ziel fuhr er auf dem großen Platz hin- und her, konnte im nullkommanix aufsteigen und alleine losfahren, fuhr Kurven, bremste und führ auf dem Rückweg fast so, als hätte er nie was anderes gemacht.
Ich kann gar nicht ausdrücken wie stolz ich auf ihn war und bin. Er fuhr diese Woche schon zweimal mit dem Rad in den Kindergarten und einmal zum Fußball. Er hat alle Angst verloren und richtig Spaß an der Mobilität.
Montag nachmittag kam er irgendwann zu mir und sagte, wir hätten ihm Sonntag Mut gemacht, daß er das mit dem Rad kann (Ich hab in der Tat mehrfach gesagt, daß ich überzeugt sei, dass er das könne und nur probieren müsse) und darum klappe das jetzt.
Also wie immer, der Sohn kann alles, wenn er bestimmen darf wann und in welchem Tempo.
Yeeeeeeahhhhhh
Allzeit gute Fahrt!