Mit Enttäuschung umgehen

Mein berufliches Werden ist ein Weg mit Abzweigungen und Schlaglöchern. Seit letztem Jahr habe ich meine Ausbildung endlich abgeschlossen und bin seit dem mehr oder weniger auf der Suche nach einer meiner Ausbildung entsprechenden Stelle. Da mein Lebenslauf eine Lücke aufweist und ich keine knackfrische Absolventin bin, ist die Suche nicht einfach, auch hinsichlich der momentanen Situation am Arbeitsmarkt.

Nach einigen kommentarlosen Absagen hatte ich letze Woche ein Telefonat mit einem potentiellen Arbeitgeber, was durchaus positiv anmutete. Ich hatte die starke Hoffnung, ich könnte es diesmal wenigstens bis zum Auswahlgespräch bringen. Hinzu kam, daß durch das Gespräch deutlich wurde, daß es eine sehr passende Anstellung wäre. Da mir zugesagt wurde, daß es kurzfristig eine Rückmeldung geben würde, war ich ein wenig hibbelig.

Heute kam dann die Absage.

Diese Absage hat mich sehr getroffen. Es waren nicht ausschlaggebend die nicht so brillianten Examensnoten, auch nicht mein Alter oder die mangelnde Berufserfahrung, sonder sehr wichtig war den Arbeitgebern, daß ich Kinder im schulpflichtigen Alter habe. Da die Anstellung auch zur Vertretung in den Schulferien gedacht war, hatte man zu große Sorge, daß ich in diesen Zeiten nich zuverlässig verfügbar wäre. Mein Hinweis, daß dies kein Problem sei, konnte nicht überzeugen. Zusammen mit allem Anderen war ich dann nicht gut genug. Ansprechpartner für mich, für diese Stelle war die einzige Frau dort, diese schien auch interessiert daran mich einzustellen, lediglich ihre männlichen Kollegen hatten starke Bedenken und so kam es zu der Absage.

Das Schlimme an solchen „Nichteinstellungen“ ist, daß man immer wieder vermittelt bekommt, man ist nicht gut genug. Es reicht einfach nicht. Es ist nicht einfach nur eine verpaßte Chance, es bleibt das Gefühl komplett versagt zu haben. Ein Versager zu sein, im Leben zu oft die falschen Entscheidungen getroffen zu haben und jetzt keinen Marktwert (mehr) zu haben. Es beginnt erneut der Zweifel, ob diese ganze Suche überhaupt noch Sinn macht und es jemals einen Arbeitgeber gibt, der mein Potential erkennt und mir die Chance gibt es anzuwenden. Dieses „Du bist nicht gut genug“ hängt über einem und man versucht nicht, hinzusehen.

Es fällt mir unglaublich schwer meinen Optimismus, meine Energie zu bewahren und einfach weiter zu machen und darauf zu vertrauen, daß auch mein Tag noch kommen wird. Der rationale Teil von mir raunt es mir immer und immer wieder ins Ohr, nur das Herz, das Herz ist noch so schwer.

10 Antworten zu “Mit Enttäuschung umgehen

  1. ((Sibylle)) – ich weiß, es klingt platt, aber DU bist NICHT dein Job, und du hast unzählige Qualitäten, für die dich die Menschen in deiner Umgebung schätzen! Viele Arbeitgeber in Deutschland haben leider eine völlig antiquierte
    Einstellung zu Frauen mit Kindern, aber das hat nichts mit dir zu tun, sondern ist ihr Problem …

    • Aber was nutzt mir die Anerkennung im privaten Umfeld, wenn es beruflich so gar nichts zählt? Und ja ich weiß, mein Selbstwert soll nicht von der beruflichen Anerkennung abhängen, aber es ist eben bitter wie es gerade ist und ich möchte nunmal gerne in meinem Beruf arbeiten.

      • Ja, das verstehe ich! Mir ging es auch nur um den Selbstwert, und der sollte sich imho nicht ausschließlich durch Arbeit definieren. Ich weiß, dass diese Gesellschaft dazu neigt, Menschen daran zu messen, was sie in ihre Taschen (und vor allem die des Staates) füllen, darum auch so unglückselige Diskussionen über Sozialschmarotzer, spätrömische Dekadenz etc … – weil eben nur zählt, was zählbar ist. Ich könnte einen Sermon schreiben, aber ich glaube, ich blogge lieber mal dazu 😉 …

  2. Die Begründung ist ein Hohn und zeigt, dass es eben nicht an deiner Qualifikation und Persönlichkeit liegt, sondern an absurden, frauen- und familienfeindlichen Haltungen.
    Einziger Trost: Würdest du in einer Firma, in der _das_ der Grund ist, arbeiten wollen?

    • Ach weißt Du, es wurde dann ja auch gesagt, daß es nicht der einzige Grund sei. Den Herren ist eben sehr wichtig in den Ferien Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, sorum kann man es ja auch sehen. Vielleicht war das alles auch nur eine Ausrede um meine nicht ausreichende Qualifikation nicht anzugreifen. Tröstlich war nur die Partnerin, die eben meine Bewerbung ansprechend fand und viel Verständnis für meine Situation hat.

  3. Wenn jemand auf eine so ansprechende Weise einen Blog gestalten kann, dann sollte man Sie/Ihn zu seinen ArbeitspartnerInnen zählen dürfen können.
    Ich hab‘ nichts Kluges parat, will nur sagen „durch durch die …“ und es kommt der Tag wo Sie dem AG begegnen der kapiert was er an Ihnen bekommt…
    LG, Josef

  4. War heute wieder da – wegen der fröhlichen Blumen. LG, Josef

  5. Nicht hängen lassen. Aber sag mal – ist das nicht ein Fall für das Antidiskriminierungsgesetz? Also im Ernst? Da könntest Du denen doch mal schön demonstrieren, was sie an juristischem Sachverstand bekommen hätten mit Dir…?

    • Ach ich sagte ja am Telefon, daß ich das ein bischen unfair finde. Mir wurde dann gesagt, daß Männer mit Kindern ebenso aussortiert wurden und außerdem sei es nicht der einzige Grund gewesen … Es sind halt auch Juristen, die wissen schon, wie sie reagieren müssen 🙂 (Im Ernst ich glaube wirklich, daß meine Ansprechpartnerin mir gerne eine Chance gegeben hätte.)

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