Immer wieder werde ich obigen Satz gefragt, gerade auch in Hinblick auf die vier Kinder, den Mann und den Job und seit Wochen wollte ich darüber schreiben. Wie man sieht, habe ich das nicht geschafft, was ja auch schon ein Teil der Antwort darstellt.
Als ich letztens dem Mann sagte, dass ich den Artikel im Kopf habe, erwiderte er, dass hinter jeder klugen Frau ein bescheuerter Ehemann steht. Nunja, lassen wir das einmal dahin gestellt.
Also wie schaffe ich das? Weiß ich ehrlich gesagt auch nicht so genau. Die Uni hat angegeben, dass man für dieses Programm täglich so zwei Stunden einplanen soll, oder aber drei und dann am Wochenende frei habe. Im Januar war offizieller Studienbeginn, aber schon im Dezember kamen die ersten Aufgaben rein, die man vor dem Beginn erledigen sollte. Lesen, sich vorstellen etc.
Es war schon eine ziemlich Umstellung nach der Arbeit und an den Wochenenden sich immer irgenwdie Zeit zu nehmen in einer fremden Sprache Inhalte in einem fremden Rechtsgebiet neu aufzunehmen und zu verstehen. Unser Professor sagte mal, dass wir pro Stunde ca. sechs Seiten schaffen würden, wenn nicht weniger. Das stellt insofern eine Herausforderung dar, da man oft mehr als 12 Seiten am Tag zu lesen hat. Dazu kommt, die online Vorlesung, Office hours und skill sessions. Die dauern zwischen 1-2 Stunden und finden live online statt. Zusätzlich soll man ja nicht nur lesen sondern auch regelmäßig Diskussionsbeiträge liefer, kleinere Sachen schreiben und Quizze beantworten. Es summiert sich also. Wenn der Mann da ist, klappt das ganz gut, auch wenn sie ganze Familie lernen musste, dass meine Anwesenheit nicht bedeutete, dass ich ansprechbar bzw. verfügbar bin. Daran habe ich bis zur Abreise gearbeitet. Wobei ich bei den kleinen Kindern weniger Erwartung an das Verständnis habe, als an die großen.
Kurz gesagt, mit ein wenig Zähne knirschen und der Aufgabe von einem Teil der Erholungszeit war es ganz gut machbar. Die Materie, Einführung in das US Amerikanische Recht, hauptsächlich anhand von Verfassungs- und Grundrechten lag mir und war gut greifbar. Trotzdem wurden einem dann doch die Unterschiede zum deutschen Recht klarer und Sachen die man dort so versteht, muss man da anders verstehen. Am Ende des Kurses war die Examenswoche, in der man möglichst viel des gelernten wiederholte und anschliessend ein sogenanntes „open book“ Examen.
Was wirklich in der Zeit etwas gelitten hat war die Exklusivzeit mit den Kindern und der Haushalt, Sachen die ich nicht mache erledigen die anderen eher nicht.
Schlimmer wurde es dann bei dem zweiten Kurs. Intellectual Property. Ein Rechtsgebiet auf dem die UC Berkeley weltweit federführend ist und dementsprechend im hohen Niveau lehrt. Die neue Professorin ist weniger „kumpelhaft“ als der vorherige Professor und ihr Anspruch an aufgewandte Lehrzeit und Partizipation um einiges höher. Die Materie an sich war sehr umfangreich und oft kam ich mit dem Lernstoff nicht in der angegebenen Zeit hinterher. Das lag eventuell zum Teil auch daran, dass der Mann eine längere Dienstreise hatte, ich mich um das Visum kümmern musste und drei Familiengeburtstage und Ostern in den Zeitraum fielen. Oft dachte ich bei der Arbeit nur, man ich muss hier weg, ich muss lernen. Die Wochenenden bestanden nur noch aus dem Versuch den Lernstoff aufzuholen und einen Teil der Wächeberge und ein bischen des familiären Chaos zu beseitigen. Gerade in den letzten Wochen vor dem Examen dachte ich immer wieder, dass ich gerne einfach mal wieder ein Wochenende hätte an dem ich „loslassen“ und entspannen kann. Das eine oder andere mal jammerte ich den Mann voll, dass ich alles hinwerfen werde. Seine so aufbauende Antwort bestand dann meist aus dem Hinweis, dass ich halt nicht an ner drittklassigen Uni in der Provinz sondern in Berkeley studiere und ich da jetzt durch muss. Und auch wenn er versuchte mir die Wochenenden frei zu halten, klappte das nur bedingt, Familie halt.
Ich habe aber nicht hingeworfen, sondern auch hier brav die Abschlussprüfung geschrieben auf deren Ergebnis ich noch warte.
Summa sumarum kann ich sagen, es ist halt irgendwie machbar und wie ich das schaffe, weiss ich eigentlich auch nicht. Ich denke einfach immer weiter machen und das beste versuchen. Bei allem habe ich immer auch kleine Freiräume eingebaut, sprich habe gegen 21 Uhr Feierabend gemacht um vor dem Bett noch was anderes zu machen und am Wochenende mich auch mal kurzfristig mit anderem beschäftigt. Die Anspannung war aber, gerade in dem zweiten Kurs, durchgehend da, wie auch das Gefühl irgendwie zu versagen. Das nicht nur akademisch, sonderen auch den Kindern gegenüber.
Wie meine wundervolle K3 es mir gegenüber in der Zeit ausdrückte: „Mama, wann hast Du endlich mal wieder Zeit für uns, und für Dich.“