Wer zahlt das denn? – Berkeley Teil 3

Wenn man den Traum hat, an einer guten und anerkannten Uni in den USA einen Abschluss zu machen, sind da zunächst die Hürden, des sich selbst zu überwinden, die Unterlagen zusammen zu bekommen, die Englischfähigkeiten nachzuweisen und dann auch noch alles rechtzeitig abzugeben. Wenn man dann auch noch angenommen wird, was ja nicht ganz so einfach ist, bleibt das klitzekleine Problem: wie bezahlt man das eigentlich? Es ist allgemein bekannt, dass man in den USA Studiengebühren bezahlt. Auch, dass diese nicht gerade gering sind: je besser die Uni, desto mehr läßt sie es sich bezahlen, dass die einen ausbildet.

Ich habe die Frage, wie ich das Ganze denn finanzieren werde, wenn ich entgegen meiner Annahme angenommen werde, immer auf den Zeitpunkt vertagt, an dem es soweit ist, dass ich angenommen werde. Ich hatte im Kopf, dass es diverse Studiendarlehen und Stipendien gibt und man ansonsten bei der Hausbank lieb Männchen machen könne, um die finanziellen Mittel zu erhalten. Als dann also die Zusage kam, fing ich an zu rotieren.

Ich durchforstete die Websites der Uni, um mich zu informieren, welche Stipendien für mein Programm (LL.M) und insbesondere für internationale Studenten in Frage kämen. Ich schrieb die üblichen Verdächtigen wie DAAD, Studienstiftung des Deutschen Volkes, Fullbright, Oppenhoff Stiftung und Rollendes Stipendium an. Ich kontaktierte diverse US Programme für Frauen, ich schrieb an die Studienfinanzierer Deutsche Bildung und Brain Capital an. Ich durchforstete die Seite der KFW und der Sparkasse Herford. Führte einige Telefonate und wand mich an US Studienkreditgeber.

Meine Eltern sind weder in der Lage, noch gewillt meine Pläne zu unterstützen, große Ersparnisse für so ein Projekt stehen mir nicht zur Verfügung und meinem Arbeitgeber ist es quasi „egal“, ob ich das mache. Insofern bin ich auf Unterstützung von außen angewiesen.

Uns geht es finanziell nicht schlecht, aber für so ein Großprojekt, welches auch noch relativ spontan geplant wurde, sind wir als Familie mit vier Kindern nicht ideal aufgestellt gewesen. Mir ist bewußt, dass es bei anderen Menschen um die Möglichkeit geht, durch finanzielle Unterstützung überhaupt studieren zu können und ich meine universitären Abschlüsse schon habe. Ich habe also durchaus Verständnis, wenn diese Menschen aus offensichtlichen Gründen vorgezogen werden.

Die Gründe jedoch, die ich zu hören bekam, waren ein wenig absurd. Bei den Stipendien waren etwa die Bewerbungs-Deadlines einfach vorbei. Wer nicht regulär zum Herbst anfängt zu studieren, der hat eben Pech gehabt – ein Studium ausserhalb des gängigen Zeitrahmens ist nicht vorstellbar. Gleiches gilt für ein Studium, das online, oder wie in meinem Fall, teilweise online ausgeführt wird. Das ist einfach nicht vorgesehen, „das gab es früher nicht, also fördern wir das nicht“.

Bei den Kreditgebern fiel ich bei der KFW gleich mal wegen des Alters raus und wenn ich es auch noch als Aufbaustudium hätte angeben können, war ich mit der Hybrid Option wieder raus. Brain Capital sagte auch ab, weil sie nur Präsenzstudien fördern, bei der Deutschen Bildung hiess es, man habe keine Mittel mehr für ein (Teil-) Online Studium. Bei dem Rollenden Stipendium sagte man ab, da man als Höchstsumme nur einen Teilbetrag der Studiengebühr geliehen hätte und damit wäre mein Erfolg ja fraglich gewesen.  Unsere Hausbank sagte nach eingehender Prüfung ab und es klang ein wenig durch, dass sie gerne im Vorfeld involviert worden wären. (Ich habe mich erst nach Zusage an diese gewandt und nachdem kein Stipendium zu finden war). Die Sparkasse Herford bietet zwar einen Studienkredit unabhängig von Wohnort und Bank an, aber sagte mir dann dass sie doch lieber die Studenten aus der Region unterstützen. Die US Studienfinanzierer boten nur horrende Zinsen und der eine die Zusage nur, wenn ich mein VISA hätte. Die einzige halbwegs faire dieser Banken unterstützt wiederum kein Online-Studium. Dazu muss man sagen, dass ich mich zum 15.11.18 beworben hatte und um 07.12.2018 meine Zusage bekam. Ich hatte weder einen gültigen Pass, geschweige denn ein VISA. Es musste alles sehr fix gehen, denn zum Ende Januar war der erste Teil Studiengebühr fällig.

Letztendlich wand ich mich in einem verzweifelten Versuch an meine Bank aus Studentenzeiten, bei der ich immer noch ein Konto unterhalte. Und zwar ungefähr eine Woche vor Ablauf der Frist zum Zahlen der ersten Rate. Das ging dann plötzlich alles sehr schnell und unkompliziert mit einem sehr fairen Zinssatz. Leider ist so ein reguläres Darlehen immer sofort fällig und man hat keine Karenzzeit bis das Studium vorbei ist. Außerdem werde ich im Sommer während meiner Abwesenheit für vier Monate unbezahlt frei gestellt. Das erhöht den finanziellen Druck nach Abschluss minimal besser bezahlt zu werden nur geringfügig.

Was ich aus meinen ganzen Bemühungen, Bewerbungen, Telefonaten, Anschreiben und Absagen mitgenommen habe ist, dass es bei Bildungsfinanzierung definitv Alterdiskriminierung gibt. Außerdem frage ich mich, was mit diesem ganzen „Mütter zurück in den Beruf“, „Wir brauchen qualifizierte Arbeitskräfte“, „Frauen in Führungspositionen“ Slogans gemeint ist. Denn wenn man als Vierfachmutter mit durchschnittlichen Examen, mit einer hochqualifizierten Berufsausbildung, aber Brüchen im Lebenslauf keinen angemessenen Arbeitsplatz findet und sich dann entscheidet, noch eine Qualifizierung drauf zu setzen um, für den kompetitiven Arbeitsmarkt attraktiver zu werden, dann ist man plötzlich doch sehr sehr alleine, denn die Regularien sind irgendwo in einer Zeit stehen geblieben, die den heutigen Gegebenheiten (Digital und Flexibilität) nicht mehr entsprechen. Ohne die Möglichkeit nur einen Teil präsent sein zu müssen, könnte ich mit Job und Kindern eine solche Weiterbildung gar nicht wahr nehmen.

 

 

 

 

 

 

 

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